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Straßenbenennung nach Gisela Tschofenig-Taurer beschlossen

  • Montag, 13. Februar 2006 @ 09:23
Laut Mitteilung von Stadtarchiv-Direktor Walter Schuster an die KPÖ-Frauengruppe Linz hat der Linzer Stadtsenat am 2. Februar 2006 beschlossen in Ebelsberg einen „Tschofenigweg“ zu benennen. Die Verkehrsfläche verläuft vom Objekt Kremsmünsterer Straße 38 in nördlicher und dann in westlicher Richtung durch eine Wohnanlage.

Damit wird die Forderung der KPÖ-Frauen eine Straße nach der am 27. April 1945 im Lager Schörgenhub ermordeten Antifaschistin Gisela Tschofenig-Taurer zu benennen realisiert. Eine Delegation der Linzer KPÖ und des KZ-Verbandes hatte dieses Anliegen bei einer Vorsprache bei Bürgermeister Franz Dobusch am 25. April 2005 deponiert. Namens der KPÖ-Frauengruppe zeigte sich Margit Kain sehr erfreut, dass die Realisierung dieser Forderung als Würdigung des weiblichen Widerstandes gegen den Nazifaschismus so rasch erfolgt ist und sieht diese Straßenbenennung als Beitrag zum Schwerpunkt „Frauen im Widerstand“ bei den diesjährigen Befreiungsfeiern.

Gisela Taurer wurde am 21. Mai 1917 in der Gemeinde Landskron (Bezirk Villach) als Tochter einer Eisenbahnerfamilie geboren und kam 1935 im Zuge einer Strafversetzung ihres Vaters nach Linz. Frühzeitig schloss sie sich zunächst dem illegalen Kommunistischen Jugendverband und später der KPÖ an. In den Jahren 1937 und 1938 hielt sie sich in Frankreich auf, von wo aus sie nach Spanien zu den InterbrigadistInnen zur Verteidigung der spanischen Republik wollte.

Ab 1938 war sie dann als Kassierin am Hauptbahnhof Linz tätig. In den Jahren 1939 und 1940 hielt sie sich in Berchem bei Amsterdam bei ihren späteren Gatten Josef Tschofenig (den sie 1944 heiratete) auf, der nach seiner Verhaftung in das KZ Dachau eingeliefert wurde. 1940 wurde ihr Sohn Hermann geboren. In dieser Zeit war sie eine wichtige Verbindungsperson zum KPÖ-Landesobmann Sepp Teufl, für den sie Kurierdienste leistete und Flugblätter schrieb.

1944 wurde Gisela Tschofenig-Taurer während eines Aufenthaltes auf einer Alm im Dobratschgebiet bei Villach – wohin sie sich mit ihrem Sohn in Vorahnung einer drohenden Verhaftung geflüchtet hatte – verhaftet und in das Frauengefängnis Kaplanhof in Linz eingeliefert, wo sie mehrmals zu Verhören in das KZ Mauthausen gebracht wurde und den Bombenangriff am 31. März 1945 überlebte. Sie wurde anschließend in das Arbeitserziehungslager Schörgenhub überstellt, wo sie am 27. April 1945 gemeinsam mit der Welser Kommunistin Risa Höllermann und anderen Frauen von der SS erschossen wurde. Am 13. Mai wurde ihre in Schörgenhub verscharrte Leiche exhumiert und später am Urnenfriedhof in Linz-Urfahr begraben.

Da sich das Lager Schörgenhub zum Zeitpunkt der Ermordung von Gisela Tschofenig-Taurer bereits in Auflösung befand, gibt es über ihren Tod keine amtlichen Dokumente. Daher scheint ihr Name auch nicht im amtlichen Werk „Widerstand und Verfolgung in Oberösterreich“ und anderen historischen Werken auf und gehört zu den „weißen Flecken“ bei der Aufarbeitung des Widerstandes.

Bürgermeister Dobusch hatte bei der Vorsprache der KPÖ-Delegation im April 2005 auch Prüfung des Vorschlages zugesagt, auf dem Areal der Pädagogischen Akademie des Bundes bzw. der Bundespolizeidirektion ein Denkmal oder eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Opfer im dort bis 1945 dort situierten Frauenlager Kaplanhof zu errichten.

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