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Keine „Stunde Null“, kein „Schlussstrich“

  • Sonntag, 10. Mai 2015 @ 15:00
Geschichte Rede der Linzer KPÖ-Gemeinderätin Gerlinde Grünn bei der Kundgebung an der Klagemauer im KZ Mauthausen am 10.5.2015

Liebe AntifaschistInnen, liebe GenossInnen,viele von Euch werden diese Woche den profil-Leitartikel „Die letzte Zeugin“ über unsere Genossin Irma Schwager gelesen haben. Sie ist eine der wenigen, die noch persönlich Zeugenschaft über den überragenden Beitrag der österreichischen Kommunisten und Kommunistinnen zur Befreiung vom Faschismus ablegen kann.

Mich berühren ihre bewegende Lebensgeschichte, ihr bis heute anhaltendes Engagement und ihre überaus liebenswerte Persönlichkeit. Ich denke, wir können überaus stolz darauf sein solche großartigen Menschen in unseren Reihen zu haben.

Liebe Freunde, liebe Freundinnen, wir treffen uns nun seit 2001 hier bei der vom KZ-Verband und der KPÖ-Oberösterreich initiierten Gedenktafel für die „Welser Gruppe“ um denjenigen zu gedenken, die am 28. April 1945, nur wenige Tage vor der Befreiung ins Gas geschickt wurden.

Was hatten diese Männer getan? Sie hatten Flugblätter verteilt, Geld für Hilfsmaßnahmen gesammelt, verfolgte Menschen versteckt und sie hatten den Auftrag der „Moskauer Deklaration“ von 1943 ernst genommen und einen aktiven Beitrag zur Befreiung vom Faschismus geleistet. Sie bewiesen Courage und wurden in einem brutalen Akt des letzten Atemzuges des niedergerungenen NS-Regimes auf Befehl des Gauleiters ums Leben gebracht. Ihre Zeugenschaft wurde vor 70 Jahren ausgelöscht, es liegt also an uns ihre Geschichte weiterzutragen.

In der Berichterstattung rund um die 70 Jahr-Feier war auch oft von der „Stunde Null“ die Rede. Das symbolisiert die lange Verdrängungsgeschichte des nationalsozialistischen Erbes der Zweiten Republik, aber auch den immer wieder gehörten Wunsch unter Aufarbeitung und Erinnerung endlich einen „Schlussstrich“ zu ziehen. Dem müssen wir mit einem aktiven Antifaschismus und einer fundierte Kapitalismuskritik gegenüber treten. Denn natürlich ist uns Linken klar, dass wenn man vom Faschismus spricht nicht über den Kapitalismus schweigen kann.

Die jährliche Befreiungsfeier muss also mehr sein als ein rituelles Gedenken an die Opfer des Faschismus und die Widerstandskämpfer_innen. Sie muss eine Mahnung sein, den antifaschistischen Verfassungsauftrag der Zweiten Republik ernst zu nehmen und konsequent gegen alle faschistischen, antisemitischen, rassistischen und rechtsextremen Tendenzen vorzugehen.

Das gilt für den österreichischen Ableger der deutschen PEGIDA und ähnliche Gruppierungen ebenso wie für deren parlamentarischen Ableger namens FPÖ. Die rechtsextremen Rülpser von Funktionären und Mandataren der FPÖ zeigen wie tief diese Partei nach wie vor mit rechtsextremen und neonazistischen Kreisen verfilzt ist. Umso unverständlicher ist es, wenn die ÖVP im Land und die SPÖ in Linz mit der FPÖ packeln.

Die heutige Befreiungsfeier hat das Motto „Steinbruch und Zwangsarbeit“. Wir wissen heute, dass Oberösterreich auf Grund der hier in der NS-Zeit angesiedelten Schwerindustrie im besonderem Ausmaß von der Zwangsarbeit von KZ Insassen, Kriegsgefangenen und sogenannten FremdarbeiterInnen profitierte. Ein Beitrag der Linzer KPÖ zur Erinnerung an die in Zwangsarbeit gezwungenen sowjetischen Kriegsgefangenen ist die Durchsetzung eines Gedenkortes beim Science Park der Linzer Kepleruni, der über das ehemalige Russenlager Auhof errichtet worden ist. Ein entsprechender Antrag wurde bei der Aprilsitzung bei Enthaltung der FPÖ angenommen.

Zum Abschluss möchte ich Euch noch zu unserer Kranzniederlegung bei der Gedenktafel für Sepp Teufl im Krematorium einladen, die wir im Anschluss an dieses Gedenken durchführen werden. Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!


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