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Marianne Feldhammer (1909-1996): „Da gibt´s kein Zurück mehr…“

  • Donnerstag, 14. März 2013 @ 08:00
Biografien Die 14. März 1909 in Altaussee geborene Marianne Feldhammer besuchte die Volksschule und kam durch ihren Gatten zur KPÖ. Karl Feldhammer wurde in der Nacht vom 26. Jänner 1945 in Bad Aussee bei seiner Festnahme von der Gestapo erschossen.

Der wehruntaugliche Salinenarbeiter und Kommunist hatte enge Verbindungen zu den versteckten Männern rund um Josef Plieseis. Bereits im September 1944 verhaftet, gelang ihm die Flucht, nach der er trotz der großen Gefahr öfter bei seiner Frau untertauchte, wo er schließlich gestellt wurde.

Das Haus der Feldhammers war von 1943 bis 1945 Anlaufstelle für verfolgte Männer aus der Partisanenbewegung. Vor seiner Verhaftung unterstützte Marianne Feldhammer ihren Mann bei der Produktion von Holzschuhen für die Salinenarbeiter und verrichtete Wasch- und Putzarbeiten in diversen bürgerlichen Haushalten in Bad Ischl.

Ihre Beschäftigung als Wäscherin nutzte sie, um auf vorgetäuschten Fahrten von Bad Aussee zur Wäscherei nach Bad Ischl Lebensmittel für die untergetauchten Widerstandskämpfer zu transportieren: „Ich bin in die Putzerei nach Ischl hinüber gefahren, dort war die Mutter der Ganhör Mitzi (die spätere Gattin von Sepp Plieseis) das war so meine Deckung und von dort bin ich in die Wohnung zur Mitzi gegangen. Ich habe dort Sachen, Lebensmittel und anderes, abgeholt und habe die vollen Säcke nach Aussee hinübergebracht. Und dann habe ich die Sachen nach Altaussee in die Ramsau in eine Heuhütte gebracht.“

Die widerständischen Frauen im Salzkammergut versuchten ihre Aktivitäten für die Widerstandsgruppe in ihre alltäglichen rollenspezifisch als typisch weiblich definierten Reproduktions-Tätigkeiten zu integrieren und diese als Tarnung zu benutzen. Diese „Haushaltspflichten“ gingen jedoch weit über den üblichen Alltagsrahmen hinaus und hatten grundlegende Bedeutung für die bis zuletzt unentdeckt gebliebene Widerstandsgruppe im Gebiet des Salzkammerguts. Trotzdem waren die Frauen kaum einbezogen in inhaltliche Auseinandersetzungen um die Zielrichtungen der Bewegung. Das Abhandeln von politischen Strategien, Themen oder Theorien war den Männern vorbehalten.

Elisabeth Reichart attestierte den kommunistischen Männern im Widerstand eine sehr traditionelle Einstellung zu den Geschlechterrollen. Die Fähigkeiten von Frauen wurden erst wahrgenommen und geschätzt, als sie Aufgabenbereiche der Männer ersetzen mussten. Vor allem Vorbehalte und Bedenken, dass Frauen eine zu große Gefahr wären, die Bewegung zu verraten, dienten als Argument für das Nicht-Einbeziehen von Frauen in wichtige Entscheidungen. Auch der „Igel“ war ein reines Männerversteck, Frauen wurden prinzipiell vom Unterschlupf ferngehalten. Einzig Marianne Feldhammer sah sich eines Tages gezwungen, eine dringende Nachricht den Männern direkt zum „Igel“ zu überbringen.

„Wenn mein Mann keine Zeit gehabt hat oder woanders war, hab ich gehen müssen. Auch Post ausrichten, wenn was dringend gewesen ist. Sonst hat ja niemand rauf dürfen zum Igel, eine Höhle war das. Mit so Holztrümmern haben sie sich ein Lager gemacht, mit Decken drauf, und Geschirr, alles haben sie oben gehabt. Auch einen Abzug fürs Heizen, dass der Rauch außi geht. Das ist ein Hallo gewesen, wie ich’s erste Mal kommen bin: Huh, ein Weib, haben´s gesagt. Dann haben sie sich freilich gefreut, wenn’s mich wieder einmal gesehen haben.“

Marianne Feldhammer war bei der Quartierbeschaffung für Deserteure und zur Nachrichtenübermittlung eingesetzt, beschaffte und transportierte Nahrungsmittel für die um die Blaa-Alm versteckten Partisanen und hielt in Bad Ischl ständigen Kontakt zu Resi Pesendorfer. So wie Pesendorfer war auch Marianne Feldhammer mehrmals von der Gestapo vorgeladen und verhört worden. Die Vorstellung der Gestapo-Beamten, wonach Frauen unpolitisch und nur zu subalternen Tätigkeiten auf Anweisung fähig seien, konnte auch als Schutz dienen. So wie in anderen Fällen war auch für Feldhammer ein politisches, kommunistisches Umfeld durch Heirat entscheidend. Netzwerke sollten sozialdemokratische bzw. kommunistische Milieus schützen und die bedrohten und verfolgten Männer unterstützen.

Marianne Feldhammer erinnerte sich: „Da gibt’s kein Zurück mehr, da muss man helfen. Mein Mann war dabei, der hat mich braucht, da kommst unwillkürlich dazu. Und wie man dann gesehen hat, was die Nazis aufführen, war’s sowieso aus und geschehen. Wir haben ja genug mitgemacht.“ Ihre Lebensgeschichte wurde von Walter Wippersberg unter dem Titel „Das Ende eines langen Winters“ verfilmt. Marianne Feldhammer starb 1996 in Bad Aussee.

Quelle: Gugglberger Martina, „Versuche, anständig zu bleiben“...


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