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Franz Haider (1907-1968)

  • Donnerstag, 15. März 2018 @ 08:00
Biografien Franz Haider wurde am 11. September 1907 in Linz geboren. Sein Vater Franz Haider war ein aus Ansfelden gebürtiger Bauernknecht, Zimmermann und später Oberbauarbeiter bei der Bahn, seine Mutter Maria Haider, geborene Müller war ein aus Saxen gebürtiges Hausmädchen und später Tabakarbeiterin, beide waren ab 1905 Mitglieder der Sozialdemokratie.

Franz Haider besuchte bis 1921 die Volks- und Bürgerschule und begann nach einem Zwischenspiel als Hüter und Stallbursche bei einem Großbauern 1922 eine kaufmännische Lehre bei der EBG, wo er dann bis 1925 als Angestellter tätig war. Zwischen 1925 und 1927 war er Oberbauarbeiter bei der Bahn und 1927 am Streik gegen das Schattendorf-Urteil beteiligt. Das Abblasen dieses Streiks durch die SPÖ-Führung wirkte auf ihn wie auch andere junge Sozialdemokraten niederschmetternd und sie begannen die Politik der SPÖ-Führung mit kritischen Augen zu betrachten. Von 1927 bis 1934 war Haider Magistratsangestellter im städtischen Gaswerk.

Von früher Jugend auf war Franz Haider in der sozialdemokratischen Bewegung tätig, in der Gewerkschaftsjugend und als Wehrturner im Schutzbund, von 1927 bis 1933 war er Mitglied der SPÖ. Vor allem aber machte er sich als Sportler mit hervorragenden Leistungen einen Namen. Bereits 1928 wurde er Sportwart des ATSV-Linz und gehörte ab 1931 dem Ausschuß dieses Vereins an. 1931 verlor er bei einem tragischen Bergunfall am Monte Rosa (Schweiz) durch Erfrierungen Finger und Zehen, wodurch seine aktive Sportlaufbahn beendet wurde, er jedoch weiterhin als Sportfunktionär tätig war.

Der gescheiterte Heimwehrputsch von 1931 war für die Wehrturner Anlaß zu erhöhten Anstrengungen zur Verteidigung der Demokratie, wobei die jungen Sozialisten in den führenden Schutzbundfunktionären Richard Strasser, Richard Bernaschek und Otto Huschka Garanten dafür sahen, daß die linken Kräfte im entscheidenden Augenblick richtig handeln würden. Die beharrliche Aufklärungsarbeit des Kommunisten Heinrich Frauenberger bei den Wehrturnern war jedoch der Ausgangspunkt für ein erwachendes Interesse von Haider und anderen an der Politik der Sowjetunion. Gegen einigen Widerstand innerhalb der SPÖ im März 1933 nahm Haider an einer internationalen Konferenz der Arbeitersportler teil, deren Ergebnisse er in mehr als 30 Vorträgen propagierte.

Bereits 1933 strömte ein Teil der mit der Führung der SPÖ unzufriedenen Arbeiter, vor allem Arbeitersportler sowie sämtliche 300 Mitglieder der sozialdemokratischen ”Arbeiterhilfe” zur KPÖ, obwohl die Kommunistische Partei seit 26. Mai 1933 verboten war. Bei einer Landeskonferenz der KPÖ im September 1933 im Gasthaus Neuwirt auf der ”Gis” (Gemeinde Lichtenberg) nahm eine Abordnung linker Sozialdemokraten unter Führung von Franz Haider teil, die im Verlaufe dieser Konferenz auch offiziell Mitglieder der KPÖ wurden, der Haider schon nach seiner Rückkehr von der Arbeiterdelegation in die Sowjetunion im Mai 1933 beigetreten war. Bereits bei dieser Landeskonferenz wurde Haider Mitglied der KPÖ-Landesleitung und als Agitprop (Verantwortlicher für Agitation und Propaganda) beauftragt.

Im Vorfeld des Februaraufstandes 1934 trug die KPÖ bewußt die Auseinandersetzung über den einzuschlagenden Weg in die Sozialdemokratische Partei hinein. Dabei spielte auch Franz Haider eine wichtige Rolle. Bei drei großen Vertrauensmännerkonferenzen der SPÖ im Herbst 1933 traten im Theresiensaal Sepp Teufl auf, in Urfahr Felix Brandstätter und in der Dorfhalle in der Franckstraße Franz Haider als kommunistischer Diskussionsredner auf.

Der sozialdemokratische Referent in der Dorfhalle war kein geringerer als Otto Bauer und mußte in seinem Schlußwort einräumen: ”Der junge Genosse (nämlich Franz Haider, die Red.) hat zu 99 Prozent recht. Was aber ist dann, wenn das eine Prozent eintritt, daß die Arbeiterschaft die Gefahr noch nicht genug versteht?” Schon am 10. Februar 1934 rief die KPÖ-Zeitung ”Rote Fahne”zum Generalstreik auf. Die KPÖ richtete im Gasthaus ”Zur Stadt Linz” eine eigene Verbindungsstelle ein und Haider hatte Richard Bernaschek vergeblich vorgeschlagen die Leitung des Schutzbundes vom ”Hotel Schiff” in ein illegales Zentrum zu verlegen. Am 12. Februar 1934 meldeten sich viele Kommunisten bei den Sammelplätzen des Schutzbundes und nahmen an den Kämpfen teil, Franz Haider beim Wirtschaftshof, der Diesterwegschule und der Dorfhalle. Die Wehrturnerabteilung des Schutzbundes arbeitete mit der 54. Schutzbundabteilung zusammen, die als radikalste Abteilung galt.

Nach der Niederschlagung des Februaraufstandes etablierte sich das austrofaschistische Regime begann für die illegale Arbeiterbewegung Jahre der Verfolgung. Franz Haider wurde aus dem Magistratsdienst entlassen und war ab 1934 Berufsrevolutionär, wobei er die Organisierung der Unterstützung der Februaropfer über die ”Rote Hilfe”, die Gewinnung der enttäuschten SozialdemokratInnen für die KPÖ und die Herausgabe der ”Roten Front” (Auflage 2.500 bis 3.000 Exemplare) als Hauptaufgaben sah. Bei einer Landeskonferenz der KPÖ Ende August 1934 bei dem Kleinbauern Eder in Amberg (Gemeinde Gramastetten) wurde Franz Haider wiederum als Mitglied der Landesleitung gewählt.

Am 12. September 1934 wurde Haider verhaftet und zu einer sechsmonatigen Polizeiverwaltungsstrafe verurteilt, aus welcher er am 12. März 1935 entlassen wurde. In einem Bericht der Bundespolizeidirektion Linz vom 23. September 1934 wird Haider im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen Franz Sinzinger, Hans Golob, Michael Reisinger und anderen wegen Herstellung und Verbreitung der illegalen ”Roten Front” ermittelt, wobei Haider als ”Lieferant der mit Flugschriftentext versehenen Matrize” fungierte. Am 18. Jänner 1935 mußte die Staatsanwaltschaft Linz jedoch im Zusammenhang mit einer Anklage eines Hochverratsverfahrens die Ermittlungen gegen Haider sowie gegen zahlreiche andere der 55 Angeklagten wegen Mangels an Beweisen einstellen.

Am 7. Oktober 1935 erfolgte die Berufung Haiders zur illegalen Inlandsleitung der KPÖ nach Wien, vom Februar 1936 bis 1938 absolvierte er ein Studium an der Lenin-Schule in Moskau wo er auch seine spätere Frau Anna Ladislav kennenlernte. Anfang 1938 kehrte er nach Brünn (CSR) zurück und ließ sich dort als österreichischer Flüchtling legalisieren. Zum Zeitpunkt der Okkupation Österreichs durch Nazideutschland im März 1938 war Haider in der Tschechoslowakei und die Gestapo registrierte in einem Bericht vom 2. November 1938, daß Haider als Emigrant in der CSR in verschiedenen Orten an der ehemaligen Grenze des mittlerweile ebenfalls annektierten Sudetenlandes und Oberdonaus neue Kurierlinien aufzubauen bemüht war. 1938 wurde in Wien sein Sohn Helmut geboren.

Nach der Okkupation der Tschechoslowakei durch Hitlerdeutschland war Haider in der Grenzarbeit an der tschechisch-polnischen Grenze tätig und wurde am 29. März 1939 verhaftet, von dort nach Dresden und am 4. September 1939 nach Linz überstellt, wo ein später eingestelltes Verfahren wegen Hoch- und Landesverrat eröffnet wurde bis er am 27. September 1939 entlassen wurde. 1939 erfolgte eine Reorganisierung der Landespartei, wobei Franz Haider als Verbindungsmann zu Willi Schmidt in Wien beauftragt wurde.

Vom Herbst 1939 bis 1941 war Haider wieder als Angestellter des Gaswerks tätig. 1940 heirateten Franz und Anna Haider, seine Gattin und sein Sohn übersiedelten nach Linz. Im selben Jahr erfolgte eine neuerliche Umstrukturierung durch Bildung einer Landesleitung, die sich aus Sepp Teufel, Franz Haider, Karl Reindl, Franz Haselmayr, Max Grüll und Elisabeth Rechka zusammensetzte und deren Verbindungsmann zum ZK der KPÖ Erwin Puschmann war und mit Gisela Tschofenig-Taurer, die 1945 im Lager Schörgenhub ermordet wurde, zusammenarbeitete. Anna Haider ging zur illegalen Arbeit nach Wien.

Am 5. Mai 1941 wurden Franz und Anna Haider in Linz wegen ”kommunistischer Betätigung” verhaftet, sei Frau wurde sofort, Franz Haider am 5. Juni 1941 nach Wien überstellt. Gemeinsam mit Erwin Puschmann, Franz Sebek und Margarethe Schütte-Lihotzky und Karl Lisetz standen beide am 22. September 1942 vor dem 2. Senat des Nazi-Volksgerichtshofes in Wien. Franz Haider wurden die bürgerlichen Ehrenrechte für zehn Jahre aberkannt und er wurde zu 13 Jahren Zuchthaus wegen ”Nichtanzeige eines hochverräterischen Unternehmens” verurteilt. Anna Haider wurde zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt und in die Strafanstalt Aichach (Bayern) eingewiesen.

Am 3. November 1942 wurde Franz Haider unter der Nummer 391/42 in das Zuchthaus Garsten eingewiesen, wo er gemeinsam mit anderen Widerstandskämpfer – so etwa dem 1996 verstorbenen Raimund Zimpernik – bis zur Befreiung durch die US-Armee im Mai 1945 inhaftiert war. Nach der Verhaftung Franz Haiders wurde 1941 die Landesleitung nach Wels verlegt und von Hermann Höllermann, Karl Scharrer, Karl Mischka und Ludwig Hartl gebildet, die später alle von den Nazis ermordet wurden. Noch im Jänner 1945 wurde Haiders Mutter Maria in Linz von de Gestapo verhaftet, überlebte einen US-Bombenangriff auf das Frauengefängnis Kaplanhofstraße und wurde nach der Befreiung am 3. Mai 1945 aus dem Lager Schörgenhub entlassen.

Franz Haider wurde am 7. Mai 1945 aus dem Zuchthaus Garsten entlassen und gelangte über Steyr und Wien Ende Mai nach Linz. Dort übernahm Franz Haider die Funktion als KPÖ-Landesobmann und wurde als solcher vom 13. Landesparteitag am 23./24. Februar 1946 bestätigt, er übte diese Funktion bis zu seinem Tod am 15. März 1968 aus. Ab Juni 1945 fungierte Haider als Herausgeber und Mitarbeiter der KPÖ-Zeitung ”Österreichische Nachrichten”, immer noch illegal, weil in der US-Besatzungszone erst ab 19. September 1945 Parteien und Parteizeitungen erlaubt waren.

Im Juni 1945 nahm Haider an Besprechungen der ”Österreichischen Freiheitsbewegung” und der ihr angeschlossenen Widerstandsbewegungen in Ried im Innkreis teil und wurde in deren Landesauschuß gewählt. Im Juni und August 1945 fanden Kontaktgespräche Haiders mit Ludwig Bernaschek über die Gründung einer einheitlichen Arbeiterpartei statt, die jedoch dann von der SPÖ abgebrochen wurden. Im September und Oktober 1945 nahm Haider an der ersten und zweiten Länderkonferenz in Wien teil. Vom 29. Oktober bis 13. Dezember 1945 war Haider auf Grund eines Dreiparteienabkommens zwischen ÖVP, SPÖ und KPÖ kurzfristig Landeshauptmannstellvertreter in der provisorischen Landesregierung.

Die Verfolgung war freilich noch nicht zu Ende. Am 29. Mai 1946 wurde Franz Haider, der auch Herausgeber des Parteiorgans ”Neue Zeit” war, von der US-Besatzungsbehörde festgenommen, angeblich in einem Artikel der ”Neuen Zeit” am 20. Mai ein Ausspruch des US-Leutnants Ryon vorsätzlich falsch zitiert worden war. Am 29. Mai 1946 wurde Haider von einem Militärgericht zu 600 Schilling Geldstrafe und zwei Monaten Gefängnis sowie 600 Schilling Geldstrafe verurteilt, die er in einer Außenstelle des Landesgerichtes Linz absitzen mußte.

Vom 16. Dezember 1947 bis 27. Juli 1952 gehörte Haider dem politischen Beirat der Zivilverwaltung Mühlviertel (dieser Teil Oberösterreichs war sowjetisch besetzt und hatte daher eine eigene Verwaltung) an. Vom 15. November 1955 bis zu seinem Tode im Jahre 1968 war Haider auch Gemeinderat von Linz. Bereits 1938 war Haider Mitglied des illegalen Zentralkomitees der KPÖ, dem er offiziell vom 13. Parteitag am 19.-21. April 1946 bis zu seinem Tod am 15. März 1968 angehörte. Von 1949 bis 1951 war er auch Mitglied des Politischen Büros des ZK der KPÖ.

Quellen: Widerstand und Verfolgung in Oberösterreich 1934-1945, Österreichischer Bundesverlag, 1982
Peter Kammerstätter, Haider Franz – Ein Leben im Dienste der österreichischen Arbeiterklasse, Berichte aus seinem Leben, Reden und Aufsätze, 1987


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