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Kuba braucht unsere Solidarität

  • Samstag, 1. Januar 2005 @ 19:06
Global Meine letzte Reise im Oktober ergab wiederum einige neue Gesichtspunkte, die sich während der letzten Jahre bereits abzeichneten, nun aber deutlich sichtbar werden. Betonen möchte ich eingangs, dass diese Entwicklung vorwiegend in Tourismusregionen, vor allem um Havanna - Varadero, Holguin - Guardalavaca und Santiago deutlich zugenommen hat.

Nach der schweren Wirtschaftskrise (hauptsächlich verursacht durch den Zusammenbruch der sozialistischen Länder und die menschenrechtswidrige US-Blockade) hat sich die kubanische Wirtschaft langsam erholt und kann auf ein kontinuierliches Wachstum (4 -6 %) verzeichnen. Der Peso pendelte sich auf ein „normales" Maß zum Dollar ein (ca. 1 zu 17) und der Einbruch beim Zucker- und Früchteexport (vor allem in die SU) konnte durch den Ausbau von Tourismus, sowie Nickel- und Kobaltproduktion annähernd wettgemacht werden.

Die kubanische Regierung hat gemeinsam mit Gewerkschaften, gesellschaftlichen Organisationen und der Bevölkerung etwas geschafft, was viele Beobachter niemals erwartet haben; sie haben den kubanischen Sozialismus nicht aufgegeben und haben damit der Welt gezeigt, dass, zwar unter sehr großen Anstrengungen und Opfern, eine „andere Welt", eine andere, solidarische Gesellschaft möglich ist. Keine einzige Schule, Arztpraxis, Poliklinik oder soziale und kulturelle Einrichtung - und seien sie noch so entlegen - wurde geschlossen, alle Schulen werden mit PC ausgerüstet, um allen Kindern Zugang zu modernster Technik zu ermöglichen; die Löhne im Gesundheitssektor und Bildungsbereich, z.T. auch in der Produktion, wurden erhöht. Freilich wurde dieser höchst beachtliche Fortschritt (und es ist wirklich beachtenswert, wenn man, um nur einige Beispiele zu nennen, an die weltweit stattfindenden Einschnitte und Kürzungen der Renten, Sozialleistungen, Verlängerung der Arbeitszeiten, Massenarbeitslosigkeit und Verarmung denkt) unter anderem mit dem Ausbau des Massentourismus erkauft. (Im Rahmen dieses Artikels ist es nicht möglich, auf alle anderen Aspekte, und da gibt es viele positive, einzugehen).

Durch diesen Massentourismus gelangen auch die vielen negativen Begleiterscheinungen nach Kuba, durch die bereits viele andere Länder nachhaltig geschädigt wurden (Stichwort Sextourismus). Da wird mit Dollars geprahlt von Leuten, die im „zivilen" Leben stinknormale Berufstätige oder Pensionisten sind, die oft sogar für einen Urlaub (und Kuba ist kein Billigland) längere Zeit sparen müssen; hier wird von zahlreichen Männern eine regelrechte Kolonialherrenmentalität an den Tag gelegt, dass es eigentlich nicht zu fassen ist. Viele, vor allem junge Frauen, erliegen dem Lockruf des „leichtverdienten" Dollars, dem vermeintlichem Maß aller Dinge. Und genau hier setzt ein Mechanismus ein, der Anlass zu großer Sorge gibt. Durch die verbrecherische Politik der US-Administration im engem Verbund mit den hasserfüllten Exilkubanern und willfährigen EU-Regierungen (siehe Moncada-Rede Castros im letzten CUBA Sl) wird der ökonomische und politische Druck auf Kuba enorm verschärft.

Diese Politik hat u.a. zur Folge, dass der Dollarkurs von 1 zu 17 auf 1 zu 27 förmlich explodierte. Eine der Auswirkungen davon ist, dass die Preise auf den privaten Lebensmittelmärkten exorbitant gestiegen sind; Nichtdollarbesitzer sind also eklatant benachteiligt. Oder anders gesehen, Dollarbesitzer haben dadurch sehr viele Vorteile. Sie haben Zugang zu Waren, die für den Großteil der Kubanerinnen unerschwinglich sind und viele von ihnen haben folglich überhaupt kein Interesse einer geregelten Arbeit nachzugehen. Natürlich ist diese parasitäre Schicht noch nicht so zahlreich, dass sie gefährlich wird, aber durch ihren zum Teil provokant zur Schau gestellten Wohlstand, sind sie besonders für junge Menschen in Kuba ein „nachahmungswertes" Beispiel. Sie sind zumeist gut ausgebildet und daher ist ihr Fehlen in der Produktion besonders schmerzlich; und es sind oftmals auch dieselben Leute, welche erlebnishungrigen Touristen junge, in der Regel sehr hübsche Kubanerinnen zu Schleuderpreisen anbieten. (Natürlich soll hier nicht der Eindruck erweckt werden, alle jungen Kubanerinnen sind auf dieser Schiene, aber es sind nicht wenige).

Diese Tendenz wird durch die US Administration noch kräftig angeheizt. Erst vor wenigen Wochen wurde eine entsprechende Arbeitsgruppe unter Patronanz von Bush, Powell und Rice eingerichtet, deren Aufgabe es ist, die kubanische Wirtschaft nachhaltig zu destabilisieren. Dabei spielt auch der gezielte Einsatz einer erheblichen Menge von US Dollars eine Rolle, die über diplomatische und touristische Kanäle ins Land geschleust werden.

Rezepte dagegen kann ich nicht anbieten; ich vertraue aber auf eine offene, schonungslose Sichtbarmachung dieser Entwicklung und auf die vorhandene Kraft der Revolution und ihrer Träger. Anbieten möchte ich aber doch etwas, unsere Solidarität. Unter anderem durch die Aufbringung finanzieller und materieller Mittel, die Kuba dringend benötigt. Im heurigem Jahr ist es gelungen, einen Container mit Medikamenten, medizinischer und Computertechnik im Wert von etwa einer halben Million Dollar, (siehe auch Artikel in der vorliegenden und in der letzten Ausgabe)

Wir, die Absolventen der Linzer Gewerkschaftsschule 38 und die OKG OÖ sind gerade dabei, erneut einen Container in Angriff zu nehmen und brauchen dabei auch eure Hilfe. Natürlich ist es nicht jedermanns/frau Sache, bei Pharmafirmen anzuklopfen und um eine Solidaritätsspende zu bitten. Wer aber die Gelegenheit dazu hat, ist natürlich herzlich eingeladen mitzumachen. Da der Transport relativ teuer ist (rd. 3000 Euro für einen 20-Fuß-Container) nehmen wir keine Altkleider oder abgelaufene/angebrochene Medikamente mit; neue Ärztemuster aber finden durchaus Platz. Wir orientieren in erster Linie auf funktionstüchtige PC-Anlagen, wichtige Medikamente, medizinische Technik und Zahnarztausrüstungen und natürlich auf finanzielle Unterstützung. Dazu möchte ich folgende Idee vorstellen - den 120er Club (siehe entsprechenden Artikel). Ich denke, dass dies nur ein kleiner, trotzdem aber wichtiger Tropfen auf den „heißen Stein" Kuba sein wird; wir wollen damit auch der kubanischen Bevölkerung demonstrieren, dass sie in ihrem schwierigem Kampf auf unsere Solidarität zählen kann.

Venceremos

© Stefan Krenn

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