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1945: Freiheit auf Trümmern...

  • Dienstag, 5. Mai 2020 @ 08:00
Geschichte Am 5. Mai 1945 wurde Linz von den vom Westen rasch vorrückenden Einheiten der Dritten US-Armee vom NS-Regime befreit. Aufgrund der Vorsprache von Ernst Koref und seinen politischen Freunden am 5. Mai bei den vorläufigen Stadtkommandanten der amerikanischen Armee kam es jedoch erst am 8. Mai zur Beauftragung des Stadtoberhauptes von Linz, indem der Nazi-Oberbürgermeister Franz Langoth durch Ernst Koref abgelöst wurde.

Damals entstand auch die Legende vom „guten Nazi“ Franz Langoth, der angeblich durch die kampflose Übergabe der Stadt viele Leben gerettet hatte. Laut Erkenntnissen des Linzer Stadtarchivs sorgten nachträgliche Eintragungen in den Notizen von Langoths Sekretär für den Eindruck dieser „Rettung“.

Weil sich Langoth als „bürgerlicher“ Nazi für Koref eingesetzt hatte als dieser im KZ Dachau interniert war wurde Langoth als hochrangiger NS-Funktionär 1945 zwar im Lager Glasenbach interniert, kam aber 1947 frei und es wurde nie Anklage gegen ihn erhoben. 1973 wurde dann sogar unter Bürgermeister Hillinger eine Straße nach Langoth benannt. Diese musste freilich 1986 nach dem Auftauchen von Dokumenten die Langoths Mitwirkung an zahlreichen Todesurteilen am NS-Volksgerichtshof in Leipzig nachwiesen reumütig umbenannt werden.

Die Geburt des neuen, demokratischen Österreich im Mai 1945 war kein harmonischer, sondern ein äußerst schwieriger Vorgang, weil der Zusammenbruch der Hitlerherrschaft ein fürchterliches Erbe hinterlassen hatte und der Neubeginn eine Freiheit auf Trümmern war. Dabei ist der Begriff Freiheit hier nur relativ anzuwenden, denn die amerikanische Besatzungsmacht ließ die Gründung von Parteien und Gewerkschaften monatelang nicht zu.

Obwohl die Amerikaner die Betätigung von politischen Parteien verboten hatte, stellte Koref trotzdem den Stadtrat nach parteipolitischen Gesichtspunkten zusammen. Aus dem Bürgermeister, vier Mitgliedern der SPÖ, vier Mitgliedern der christlich-sozialen Partei und zwei von der KP Oberösterreich wurde der Stadtrat gebildet.

Die KPÖ zeigte von der ersten Stunde an, daß sie fest auf dem Boden des Wiederaufbaues stand, das Gemeinwohl und nicht enge Parteipolitik im Auge hatte. Sie hatte im Kampf um die Befreiung die weitaus schwersten Opfer gebracht und zeigte auch 1945, daß sie vor Schwierigkeiten keineswegs zurückwich.

Die kommunistischen Funktionär_innen, etwa zwischen 30 und 40, traten trotz Verbot der US-Besatzungsmacht am Nachmittag des 14. Mai in einem Hinterzimmer des Gasthauses „Zum Grünen Stern“ in der Lessingstraße zu einer Beratung zusammen, die unter dem Vorsitz von Josef Mitter tagte. Dort wurde eine provisorische Stadtleitung gewählt, die vorläufig auch die Aufgaben des Landes übernahm.

Die Beratung hatte sich mit schwierigen Aufgaben zu beschäftigen. Es ging um die Beteiligung an der provisorischen Linzer Stadtverwaltung. Dabei übernahmen die Kommunisten die am wenigsten „dankbaren“ Referate: Otto Brunn war Stadtrat für Ernährung, Versorgung mit Bedarfsartikeln (Wirtschaftsamt, Ernährungsamt, Marktamt, Volksküche), Franz Rammerstorfer Stadtrat für die Wohnungsvergabe einschließlich der Arbeiterlager.

Die Ernährung, die schon in den letzten Kriegsmonaten äußerst mager geworden war, geriet jetzt in einen katastrophalen Zustand, weil die Bevölkerung der Stadt durch die Flüchtlingsströme zeitweilig auf bis zu 250.000 Einwohner anstieg, die alle irgendwie versorgt werden mussten. Infolge der Betreuung großer Lager waren ständige Verhandlungen mit der Besatzungsmacht notwendig und nur durch die strengste Rationierung und Verteilung konnte eine Hungerkatastrophe hintangehalten werden.

Die Wohnungssituation war dadurch gekennzeichnet, daß in Linz viele tausende Wohnungen zerstört oder schwer beschädigt und dadurch tausende Familien obdachlos waren. Das „kommunistische“ Wohnungsreferat arbeitete Pläne aus, daß durch rigorose Aufteilung des noch vorhandenen Wohnraums zunächst die ärgsten Fälle berücksichtigt werden konnten.

Größte Anstrengungen wurden darauf gerichtet, beschädigte Wohnungen halbwegs winterfest zu machen, denn ganze Stadtviertel, wie etwa die Siedlung „Am Bindermichl“ mussten für die sogenannten „Displaced Persons“, also für vertriebene Personen, reserviert werden.

Nach dem Ergebnis der Gemeinderatswahl vom 25. November 1945 erhielt die KPÖ nur zwei der damals 60 Mandate, die von Hans Kerschbaumer als Gemeinderat und Franz Rammerstorfer (durch Verzicht der SPÖ auf ein ihr zustehendes Stadtsenatsmandat als Goodwill-Akt gegenüber der sowjetischen Besatzungsmacht) als Stadtrat ausgeübt wurden.

Nach der Besetzung des nördlichen Stadtteils durch die sowjetische Besatzungsmacht im August 1945 wurde hier eine eigene Stadtverwaltung Urfahr eingerichtet. Hier wirkten für die KPÖ Josef Ebelseder von 1945 bis 1948 und Adolf Obermüller von 1948 bis 1949 als Vizebürgermeister und Josef Hammer von 1945 bis 1946 sowie Karoline Teufelsbrucker von 1947 bis 1949 als Stadträt_innen. Nach der Aufhebung der eigenen Stadtverwaltung war Hans Kerschbaumer von 1949 bis 1955 als Beirat tätig.


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