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Befreiungsfeier im Zeichen der internationalen Solidarität

  • Sonntag, 15. Mai 2016 @ 18:18
Antifa Über 6.000 Menschen nahmen am 15. Mai 2016 nach offiziellen Angaben an der Kundgebung in der Gedenkstätte in Mauthausen aus Anlass des 71. Jahrestages der Befreiung des damaligen Nazi-Konzentrationslagers teil, die heuer unter dem Motto „Internationale Solidarität“ stand.

Bei einer der europaweit größten internationalen Gedenk- und Befreiungsfeiern wurde der im KZ Mauthausen und seinen 49 Nebenlagern über 200.000 inhaftierten Menschen gedacht, von denen mindestens 90.000 ums Leben kamen. Das Lager Mauthausen wurde am 5. Mai 1945 durch die US-Army befreit.

Wenig überzeugend war allerdings die erstmals seit über 40 Jahren in neuer Form stattfindende Zeremonie: Anstatt nacheinander einzuziehen, versammelten sich die Delegationen der verschiedenen Länder und Organisationen gleich auf dem ehemaligen Appellplatz des Lagers. Da die rund zweieinhalbstündige Veranstaltung zum größten Teil aus der Begrüßungen von Ehrengästen und des diplomatischen Personals bestand, waren bei dem nach einer symbolischen Toröffnung stattfindenden gemeinsamen Auszug mit sechs Überlebenden der Konzentrationslagers an der Spitze nur mehr ein Bruchteil der Teilnehmer_innen anwesend.

Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees Österreich, erinnerte bezugnehmend auf das diesjährige Motto in seiner Rede daran, dass in den Konzentrationslagern Solidarität überlebensnotwendig war, etwa um kranke Häftlinge zu versorgen und Spitzel zu enttarnen. „Die Überlebenden haben uns gezeigt, was internationale Solidarität bedeuten kann. Und ich würde mich schämen, wenn ich diesen Menschen sagen würde, das geht heute nicht“, so Mernyi. Angesichts von „Menschen, die vor dem Krieg nach Europa flüchten und dann scheitern, weil die europäischen Regierungen nur solidarisch im Wegschauen sind“, forderte er „echte und internationale“ Solidarität auch heute ein. bereits bei der Kundgebung die Brücke zur aktuellen Flüchtlingskrise geschlagen. Dazu passend bildeten beim Auszug aus dem Lager Kundgebungsteilnehmer_innen vor dem Tor zum Appellplatz ein Spalier und hielten Zettel zur Erinnerung an ertrunkene Flüchtlinge hoch.

Im Zentrum der Gedenkfeiern stand freilich das Erinnern an das Grauen während der Nazi-Herrschaft und die Befreiung des Lagers durch die US-Army. Aba Lewit, der die Lager Kostrze bei Krakau, Plaszow, Mauthausen und Gusen überlebte, erinnert sich: „Die Befreiung war die nächste Katastrophe. Wie sind befreit worden, hatten aber kein Dach über dem Kopf, nichts zu essen.“ Es habe zwei oder drei Monate gedauert, bis er wieder eine Unterkunft gehabt habe, „inzwischen ein bisschen betteln, schnorren um etwas zu essen“. Und ironisch fügte er hinzu: „Die Österreicher waren sehr freundlich, sie können sich vorstellen, wie freundlich die waren.“

Das offizielle Österreich war durch Bundespräsident Heinz Fischer sowie die Minister Wolfgang Sobotka (ÖVP), Hans Peter Doskozil (SPÖ), Wolfgang Brandstetter (ÖVP) und Alois Stöger (SPÖ) vertreten. Während seitens der SPÖ das Land Oberösterreich durch Soziallandesrat Reinhold Entholzer und die Dritte Landtagspräsidentin Gerda Weichsler-Hauer repräsentiert waren, ließ sich die ÖVP passend zur Politik der schwarz-blauen Landeskoalition nur durch einen subalternen Abgeordneten vertreten. Auch der aktuell amtsführende Kanzler Reinhold Mitterlehner fand den Weg nach Mauthausen nicht, forderte aber per Aussendung eine „starke und lebendige Erinnerungskultur, um die richtigen Lehren aus dem dunkelsten Kapitel unserer Geschichte ziehen zu können“, ein und meinte „Gedenktage wie dieser sind ein Auftrag für Gegenwart und Zukunft, Mut und Zivilcourage zu zeigen.“

Als Teil der Erinnerungsfeierlichkeiten wurde ein Gedenkbuch für die Toten des Konzentrationslagers und seiner Außenlager präsentiert. Insgesamt kamen in Mauthausen und seinen 49 Nebenlagern, die allesamt für Terror, Schrecken, Sklavenarbeit und Massenmord in ganz Österreich standen, zwischen 1938 und 1945 mindestens 90.000 Menschen ums Leben. Bei insgesamt rund 200.000 internierten Häftlingen bedeutete das die höchste Todesrate unter allen deutschen Konzentrationslagern außerhalb der Vernichtungslager.

Das nun präsentierte Buch ist das Ergebnis eines der größten Forschungsprojekte der Gedenkstätte. Über 250 internationale Autoren steuerten persönliche, literarische oder wissenschaftliche Texte bei. Sie sollen an die in den Lagern Ermordeten erinnern. In einer dreibändigen Buchedition, die auch online in Form einer interaktiven Webapplikation als „Virtueller Raum der Namen“ zur Verfügung stehen wird, sind auch die Namen und Lebensdaten von über 84.270 Menschen angeführt, deren Identität in langjähriger Forschungsarbeit rekonstruiert wurde.

Beteiligt an dem Projekt waren zahlreiche internationale Institutionen, aber auch Einzelpersonen, darunter Überlebende des Lagers. Gefördert und finanziert wurde das Projekt vom Bundesministerium für Inneres, dem Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus und dem Zukunftsfonds der Republik Österreich.

Auch heuer fand wieder bei der im Jahre 2001 auf Initiative von KZ-Verband und KPÖ-Oberösterreich an der Klagemauer angebrachten Gedenktafel für die am 28. April 1945 bei der letzten Vergasungsaktion im KZ Mauthausen auf ausdrücklichen Befehl von Nazi-Gauleiter Eigruber ermordeten 42 Antifaschisten eine Kranzniederlegung und Gedenkkundgebung statt. Für die KPÖ würdigte dabei Landessprecher Leo Furtlehner das Vermächtnis des antifaschistischen Widerstandes und wies auf die Gefahren hin, die mit einer Wahl des FPÖ-Bundespräsidentschaftskandidaten Norbert Hofer und dessen Ansagen in Richtung einer autoritären Politik verbunden sind.

Bei der Kundgebung am Appellplatz war unter den rund 80 Delegationen aus dem Ausland und von österreichischen Organisationen auch die KPÖ vertreten. Begleitet von einem Transparent mit der Losung „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“ legten Florian Birngruber, Koordinator des KPÖ-Bundesvorstandes, und die Linzer KPÖ-Gemeinderätin Gerlinde Grünn einen Kranz beim Sarkophag am Appellplatz nieder.


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