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Teilzeitdebatte zeigt fatales Ergebnis der Flexibilisierung

  • Montag, 9. September 2013 @ 17:48
News Die logische Antwort auf die aktuelle Teilzeitdebatte muss ein gesetzlicher Mindestlohn von zehn Euro pro Stunde, eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 30 Stunden mit entsprechendem Lohn- und Personalausgleich und der Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen sein, meint KPÖ-Landessprecher Leo Furtlehner.

Laut einer von Sozialminister Rudolf Hundstorfer in Auftrag gegebenen Studie der Statistik Austria mit Daten von 11.000 Unternehmen haben Frauen die Teilzeit arbeiten im Durchschnitt einen um 24,2 Prozent niedrigeren Stundenlohn als Frauen die Vollzeit beschäftigt sind.

„Dass bereits jede zweite Frau Teilzeit arbeitet, aber nur jeder zwölfte Mann zeigt das fatale Ergebnis der seit Jahren auch von der SPÖ und der ÖGB-Spitze betriebenen Politik der Flexibilisierung der Arbeitszeit ganz nach den Wünschen der Kapitalvertretungen sowie einer defensiven Lohnpolitik der Gewerkschaftsführungen. Die SPÖ konterkariert damit ihre Wahlparolen für Arbeit und gegen Lohnsenkungen“ so Furtlehner. Die Teilzeitquote der Frauen ist laut Eurostat von 41,5 Prozent im Jahr 2008 auf 44,9 Prozent im Jahr 2012 deutlich gestiegen.

Dass Österreich bei der Differenz zwischen durchschnittlichen Einkommen von Frauen und Männern eines der Schlusslichter der EU ist hängt mit dieser Entwicklung maßgeblich zusammen. Laut Einkommensbericht des Rechnungshofes verdienten 2012 seit 14 Jahren unverändert Frauen durchschnittlich nur 60 Prozent der Männereinkommen.

Zu beachten ist auch, dass jahrelange, vielfach oft auch unterbrochene, Teilzeitarbeit mit entsprechend niedrigerem Verdienst auch eine massive Schlechterstellung bei der Pension durch fehlende Versicherungszeiten und geringeres Lebenseinkommen bedeutet: „Daher sind die Loblieder von Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung auf die Vorzüge der Teilzeitarbeit ein Zynismus gegenüber den so Beschäftigten, vor allem also Frauen. Dass Teilzeitarbeit meist für einfachere Tätigkeiten mit entsprechend niedrigeren Löhnen geleistet wird, während Spitzen- und Führungskräfte fast immer Vollzeit mit entsprechend höheren Einkommen arbeiten zeigt auch eine massive Missachtung von Frauenarbeit“ meint Furtlehner.

Den Behauptungen von WKO und VÖI, dass Teilzeitarbeit ausdrücklich gewünscht wird stehen die Untersuchungen der Arbeiterkammer gegenüber, dass ein großer Teil der Teilzeitbeschäftigten vor allem aus finanziellen Gründen gerne Vollzeit arbeiten würden, aber keine solchen Jobs erhalten bzw. fehlende Kinderbetreuungseinrichtungen dem entgegenstehen.

Dass Teilzeit die Familien- und Freizeitinteressen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit den Flexibilitätsinteressen der Unternehmen verbindet, wie der WKO-Propagandist Martin Gleitsmann behauptet, zeigt wie Profitinteressen auf Kosten der Lebensqualität durchgeboxt werden. Ebenso die zynische Behauptung, dass Teilzeit attraktiv sei, weil Niedrigverdiener keine Lohnsteuer und keinen Arbeitslosenversicherungsbeitrag zahlen müssen, aber voll arbeitslosenversichert sind.

Für eine zukunftsorientierte Arbeitszeitpolitik geht es darum, den Widerspruch zwischen jährlich 300 Millionen Überstunden, davon fast ein Viertel unbezahlt oder ohne Zeitausgleich, auf der einen Seite und dem wachsenden Umfang der Prekarisierung durch Teilzeit, geringfügige Beschäftigung etc. auf der anderen Seite durch eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung aufzulösen.

Laut Jörg Flecker (FORBA) ist unter Berücksichtigung der enormen enorme Produktivität ein „neuer gesellschaftlicher Arbeitszeitstandard“ bei 30 Stunden pro Woche anzusetzen um tendenziell Teilzeitarbeit überflüssig zu machen. Und laut Markus Marterbauer (AK-Wien) wird es ohne Arbeitszeitverkürzung nicht gelingen die krisenbedingt gestiegene hohe Sockelarbeitslosigkeit zu reduzieren.

Ebenso würde ein gesetzlicher Mindestlohn, der jetzt auch von den Grünen gefordert, aber von der SPÖ nach wie vor strikt abgelehnt wird, einen kräftigen Schub dafür leisten, dass die durchschnittlichen Fraueneinkommen deutlich über die offizielle Armutsgrenze angehoben werden um „Working poor“ zu überwinden.

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