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Die Unwahrheit über die Gleichheit

  • Donnerstag, 12. April 2012 @ 09:30
Frauen Ein Offener Brief von Rainer Zendron, Vizerektor Kunstuniversität Linz, an Profil:

Qualität setzt sich durch – so titelt die Profilwerbung ganzseitig in der Branchenzeitung medianet eine Woche nach ihrer Lügen-Cover-Story über lamentierende Frauen, die angeblich nicht wirklich diskriminiert seien. Profil erreichte mit diesem Macho-Aufmacher laut dieser Werbung 100.000 Entscheidungsträger – die begehrtesten Leser des Landes; ob Profil mit dem letztwöchigen Artikel auch nur eine Leserin überzeugen konnte, ist Profil vielleicht egal – nicht zuletzt deshalb, weil die 100.000 angesprochenen Entscheidungsträger ohnehin Männer sind?

In der aktuellen Ausgabe gibt es anstatt eines einleitenden Kommentars des Chefs zur Kontroverse um den inkriminierenden Lohnartikel eine Stellungnahme der Redaktion, in der festgestellt wird, dass die heftigen Reaktionen ohnehin nicht überraschend gewesen seien. Klar - schließlich hat der temporär abgetauchte Chef ja gewusst, wen er mit Bauer und Treichler für die geplante Provokation abgestellt hatte.

So ist Gernot Bauer bereits durch StudentInnen- und PensionistInnen-Bashing aufgefallen. In einem online Kommentar brachte er Studierende, die sich gegen Studiengebühren wandten, in einen Zusammenhang mit den Nazis (... liebe Studenten, euer flächendeckender Widerstand gegen Studiengebühren hat leider braune Wurzeln, schließlich waren auch die Nazis Anhänger des kostengünstigen Hochschulzugangs). Einen Vorschlag für eine Grundsicherung für PensionistInnen wehrte er in einem Videoblog mit der Aussage ab: Damit steuern Sie Österreich in den Untergang – Damit gehen Sie in ein Montessori Sozialsystem hinein – was unser Gesellschaft umbringen wird!

Auch Robert Treichler (Autor des Buches: Keiner ist so toll wie wir) hatte bereits mit seiner Coverstory Sarrazin – Mensch des Jahres (Jänner 2011) als Koautor bewiesen, dass ihm ein reißerischer Titel wichtiger ist als politisches Fingerspitzengefühl.

Profil hält sich zu Gute, dass es eine brennende gesellschaftliche Frage aufgreifen würde und eine Diskussion ans Licht der Öffentlichkeit brächte, welche die Stammtische der Wut-Männer ohnehin bereits dominiere. Tatsächlich schürt Profil jedoch dumpfe, antifeministische Ressentiments und verleiht ihnen scheinbare Legitimation. Profil führt uns vor Augen, dass mann im österreichischen Journalismus Tatsachen verdrehen und Statistiken für jeden beliebigen politischen Zweck verfälscht darstellen kann. Profil maskiert seine politische Propaganda als Analyse. Natürlich ist auch mein Beitrag Polemik, doch tarnt er sich nicht als wissenschaftliche Erkenntnis.

Solange Profil jede Gegenrede zum Propagandaartikel auf Leserbriefseiten und einschlägige Kommentare verbannt, muss sich das Nachrichtenmagazin den Vorwurf gefallen lassen, dass es zur Steigerung von Absatzzahlen bereit ist, als antiliberaler Meinungsmacher aufzutreten. Beauftragen Sie Ulla Schmid und Elfriede Hammerl mit einer Coverstory zur Diskriminierung in Österreich!


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