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Friedrich Ludwig Jahn war ein geistiger Vorläufer der Nazis

  • Montag, 6. Februar 2012 @ 13:43
News Beschämend ist die Rolle der Linzer SPÖ, wenn es um eine kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit geht, stellt KPÖ-Gemeinderätin Gerlinde Grünn im Zusammenhang mit der Debatte um Denkmal für Friedrich Ludwig Jahn im Volksgarten fest. Nicht weniger als dreimal scheiterten allein in den letzten Monaten Anträge dieses Denkmal zu entfernen oder wenigstens mit einer kritischen Zusatztafel zu versehen.

Es ist zwar positiv, dass die Zusatztafel des Turnerbundes, auf welcher 55 in den beiden Weltkriegen gefallene Turnbrüder, darunter 29 Nazis, verherrlicht wurden endlich entfernt wurde: „Dass der Turnerbund der Entfernung dieser Zusatztafel zustimmte zeigt, dass man sogar beim ÖTB einen Imageschaden befürchtet hat, zumal der Turnerbund mit seiner Geschichte und vielfachen Verstrickungen mit rechtsextremen Kreisen bemüht ist sich sauber zu geben“, so Grünn.

Bereits im April 2011 hatte Gemeinderätin Grünn in einem Antrag einen kritischen Umgang mit Denkmälern wie es das Jahn-Denkmal ist angeregt, der jedoch an der Stimmenthaltung der SPÖ scheiterte. Ähnlich war das schon in den Jahren zuvor bei Anträgen der Grünen der Fall, ebenso im November 2011 und im Jänner 2012.

Vizebürgermeister Klaus Luger (SPÖ) hat sich dabei mehrmals abgemüht eine strikte Trennung zwischen dem „Turnvater Jahn“ und dem NS-Regime zu argumentieren: „Fakt ist und bleibt aber, dass Jahn ein geistiger Vorläufer der Nazi-Bewegung war“ stellt Grünn klar.

So hat Jahn „Juden und Pfaffen“, aber auch „Polen und Franzosen“ für „Deutschlands Unglück“ gehalten. Er forderte die „Verbannung jeder Ausländerei“, ja selbst die „Ausmerzung“ nicht-deutscher Vornamen“. Jahn trat nach dem Motto „Je reiner ein Volk, desto besser, je vermischter, je bandenmäßiger“ für Rassereinheit ein, idealisierte das „deutsche Wesen“ und war von wildem, überspitzten Hass gegen alles „Welsche“ erfüllt.

Von ihm inspiriert verbrannten Burschenschafter bereits 1817 die ersten „undeutschen“ Bücher, die nach 1933 ihre Fortsetzung durch die antisemitischen Exzesse der Nazis fanden. Jahns Losung „Ein Volk, ein Reich“ wurde von den Nazis passend um „ein Führer“ ergänzt.

Der Schriftsteller Heinrich Heine hat aber schon 1823 zu den von Jahn inspirierten und von den deutschnationalen Burschenschaften in die Tat umgesetzten ersten Bücherverbrennungen geschrieben: „Das war ein Vorspiel nur – dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“ Es ist bemerkenswert, wie visionär Heine schon rund 120 Jahre zuvor die Bestialität des NS-Regimes und die Massenvernichtung in den Konzentrationslagern und Gaskammern vorhergesehen hat. Grünn schlägt daher vor, diesen Ausspruch von Heinrich Heine auf einer Zusatztafel beim Jahn-Denkmal anzubringen.

Beschämend für die SPÖ ist auch, dass es in den von SPÖ-Bürgermeistern geführten Städten Wels und Salzburg sehr wohl möglich war, dort vorhandene Jahn-Denkmäler mit Zusatztafeln zu versehen. Auch war der frühere SPÖ-Landtagsklubobmann Karl Frais 2006 aktiv für die Anbringung eines Zusatzes bei der Dollfuß-Gedenktafel im Neuen Dom und hielt es für „schlichtweg nicht angemessen für öffentliche Orte, wenn Würdigungen an historisch höchst umstrittene Persönlichkeiten wie Dollfuß unkommentiert bleiben: „In Linz hat aber offenbar die Liebedienerei vor der mit dem Turnerbund untrennbar verbandelten FPÖ als Koalitionspartner Vorrang vor den in Sonntagsreden verkündeten antifaschistischen Bekenntnissen der Sozialdemokratie“, so Grünn abschließend.

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