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Einfach ein bißchen mehr Mut

  • Donnerstag, 21. Januar 2010 @ 22:00
Linz Im Zusammenhang mit der Beschlussfassung für ein Verkehrskonzept zur Neugestaltung der Hinsenkamp-Kreuzung in Urfahr bei der 4. Gemeinderatssitzung am 21. Jänner 2010 nahm KPÖ-Gemeinderätin Gerlinde Grünn grundsätzlich zur Linzer Verkehrspolitik Stellung:

Es gehört zu den großen Sünden in der Stadtplanung der vergangenen Jahrzehnte die Stadt dem Autoverkehr zu unterwerfen und so beispielsweise die Menschen unter die Erde – in unzumutbare und unfreundliche Fußgänger-Unterführungen – zu verbannen, während der motorisierte Individualverkehr ungehindert auf der Oberfläche strömen bzw. auch stauen kann.

Ein gutes Beispiel in Linz für eine solche eklatante Fehlplanung ist der ehemalige Hinsenkampplatz und die nunmehrige Hinsenkamp-Kreuzung in Urfahr. Das Konzept dem Autoverkehr Priorität einzuräumen, hat sich als absolut lebensfeindlich und auch nicht zukunftstauglich erwiesen. Korrekturen dieser Fehler und Versäumnisse aus der Vergangenheit führen nun zu hohen Kosten für die Allgemeinheit.

Neugestaltungen, wie eben die in Urfahr kosten jetzt viel Geld, schon allein deswegen, weil nun krampfhaft versucht wird, für alle Verkehrsformen eine optimale bzw. zumindest verbesserte Benutzung sicherzustellen. Dass nun der nicht-motorisierte Individualverkehr bzw. der öffentliche Verkehr dem Autoverkehr nicht mehr untergeordnet werden soll, ist dabei durchaus als Fortschritt zu sehen.

Wir fragen aber, ob das ausreicht, bzw. wir sind nicht einverstanden, wenn diese städtebauliche Veränderung von den verantwortlichen PolitikerInnen wieder – wie z.B. im Antrag – mit völlig veralteten Konzepten der Erleichterungen für den Autoverkehr einhergeht. Zu befürchten ist, dass beispielsweise die im Antrag angeführte West-Ost-Achse ein ähnliches Auto-Verkehrsaufkommen produziert, wie auf der gegenüberliegenden Seite der Donau, die Untere Donaulände. Dass die gesamte Hinsenkamp-Kreuzungslösung noch dazu mit der unfaßbaren Westring-Autobahn eng in Verbindung steht, ist wahrlich kein verkehrspolitischer und städtebaulicher Fortschritt, sondern genau das Gegenteil davon!

Der Zauberlehrling-Spruch „die Geister, die ich rief wird‘ ich nun nicht los“ trifft auf den Individualverkehr z.B. hier in Linz passend zu. Hat sich einmal der Autoverkehr durch einseitige Prioritätensetzung und Gestaltung etabliert, erweist sich eine Zurückdrängung als äußerst schwierig. Verkehrsberuhigungen (damit ist immer der Kfz-Verkehr gemeint, denn alle anderen Verkehrsformen sind sowieso ruhig(er)!) an einer Stelle, führen zu einer Ausweitung und Mehrbelastung wieder an anderen Stellen. Die BewohnerInnen in der Ferihumerstraße fürchten zu Recht, dass nun sie Leidtragende einer solchen Verkehrslenkungsmaßnahme werden.

Im Online-Forum der „Oberösterreichischen Nachrichten“ stand folgendes zu lesen, was wir als KPÖ nur unterstreichen können: „Linz taumelt seit Jahrzehnten von einer improvisierten ‚Lösung‘ zur nächsten. Dabei wird vor allem auf den immer rasanter zunehmenden Autoverkehr Rücksicht genommen. Es wäre tatsächlich Zeit für eine langfristige Lösung. Auch um die Klimaziele zu erreichen sowie die Linzer Charta [gegen Lärmbelästigung, Anm.] umzusetzen. Und da kommt man um eine massive Reduktion des Autoverkehrs nicht umhin. Auch wenn´s wehtut (…)“

Die Linzer Stadtpolitik bräuchte dazu einfach ein bißchen mehr Mut. Mut, um nicht die gleichen Fehler der vergangenen Jahrzehnte zu wiederholen (siehe Westring und Attraktivierung des Autoverkehrs - denn das passiert noch immer!). Auch Mut, um nicht nur kleine Korrekturen dort vorzunehmen, wo die bestehende Situation unerträglich geworden ist.

Es geht vielmehr darum in der Stadt- und Verkehrsplanung, wie auch -gestaltung ernsthaft neue Wege zu gehen. Soll heißen, endlich wirklich die Prioritätensetzung Richtung Fußgänger- bzw. Fahrradverkehr und dem öffentlichen Personennahverkehr zu verschieben und mit aller Kraft dafür zu sorgen, dass diese Stadt wieder lebenswerter wird. Der Feind einer modernen, sicheren (!) und sozialen Stadt ist das Auto und eine veraltete Verkehrspolitik!

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