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Unsere Solidarität mit Kuba

  • Dienstag, 22. September 2009 @ 10:22
Global Von Stefan Krenn, Obmann des Vereins Buena Vista

Unmittelbar nach den drei verheerenden Wirbelstürmen im August und September 2008, die große Teile der Insel verwüsteten, flog ich mit der ersten Maschine, die Cuba wieder anfliegen konnte, nach Holguin. Die Zerstörungen waren erschreckend.

Landesweit werden die Schäden mit etwa zehn bis zwölf Milliarden Dollar beziffert. Allein im Nord-Osten der am schwersten betroffenen Region Oriente (Holguin, Las Tunas, Guantanamo) wurden rund 500.000 Häuser zerstört oder schwer beschädigt, ebenso zahlreiche Schulen, Krankenhäuser, Straßen, Brücken und Eisenbahnen.

Vor allem aber wurden die Stromversorgung und Kommunikationseinrichtungen schwer in Mitleidenschaft gezogen. Was besonders ins Gewicht fiel, war die großflächige Zerstörung zahlreicher Obst- und Gemüsekulturen. Beinahe zur Gänze wurden die Bananenplantagen vernichtet, was dazu führte, dass es diese wichtige Frucht (als Beilage mindestens so wichtig wie einst die Erdäpfel bei uns) nahezu ein halbes Jahr nicht mehr zu kaufen gab.

Internationale Solidarität

Beispiellos war die internationale Solidarität. Allen voran Venezuela, aber auch China, Russland, die Dominikanische Republik, Argentinien, Brasilien und viele andere Staaten Lateinamerikas. Alle halfen nach Kräften! Alle? Aus der Reihe tanzte, wie sollte es anders sein, die USA, welche die „enorme“ Summe von 100.000 Dollar bereitzustellen versprach – allerdings müsste vorher eine Kommission begutachten, ob die Lage tatsächlich so schlimm sei.

Auch die EU hat sich wahrlich nicht mit Ruhm bedeckt; lediglich Spanien und Portugal stellten dringend benötigte Güter zur Verfügung. Das bitterarme Ost-Timor hat alle diese reichen Staaten beschämt, indem ihre Regierung 500.000 Dollar als Soforthilfe angewiesen hat.

Buena Vista mischt mit

Jetzt kommt etwas, das mich mit ganz besonderem Stolz erfüllt. Der Solidaritätscontainer, den wir unmittelbar nach meiner Rückkehr und den Berichten über die schweren Verwüstungen in Angriff nahmen, war an die 220.000 Euro wert. Allein die Medikamentenspende einer Pharmafirma aus Tirol (hochwertige Antibiotika) ist mit etwa 130.000 Euro zu beziffern. Wir, diese kleine Gruppe in Oberösterreich, schafften, unterstützt von einigen Firmen mit wichtigen Gütern und zahlreichen Spenden von Freunden Cubas, was mehr als das doppelte von dem ausmachte, was die Regierung Bush in Aussicht gestellt hatte.

Aus eigener Kraft

Den Hauptteil an der Beseitigung der Zerstörungen leisteten allerdings die Kubanerlnnen selbst. Gemeinsam mit Partei, Gewerkschaft, CDR, Zivilschutz und Militär schafften sie es binnen kürzester Zeit, die schwersten Schäden zu beheben. Nur ganze 3 Tage nach der Katastrophe war die Stromversorgung in den größeren Städten und Orten wieder hergestellt. Die Betriebe, welche Baumaterial erzeugen, arbeiteten rund um die Uhr und eilig eingesetzte Kommissionen unter der Leitung der CDR (Komitee zur Verteidigung der Revolution), nahmen rasch und unbürokratisch die „privaten“ Schäden auf und sorgte für eine sehr schnelle Zuteilung von Baumaterialien. Natürlich wird die endgültige Beseitigung der Zerstörungen noch lange Zeit in Anspruch nehmen.

Der zweite Schwerpunkt war die Selbsthilfe vor allem in den Wohngebieten. Hauptorganisator war wieder die CDR-Wohnorganisation, in der nahezu alle Bewohner der jeweiligen Straße oder Wohngebiet zusammengeschlossen sind. Die Familien begannen an einem vereinbarten Tag ihre Höfe und Gärten von den Trümmern, Bäumen und Ästen zu säubern und bereits am Nachmittag wurden die Abfälle in gemeinsamer Arbeit per LKW auf eine Deponie verfrachtet.

Die immense Zerstörung verschlingt natürlich gewaltige Reserven an Material und Finanzen, was für das Budget 2009 einschneidende Kürzungen zur Folge hatte. Erste Maßnahmen wurden bereits gesetzt. So wurden einige Ministerien zusammengelegt, die Verwaltung gestrafft und bestimmte Investitionen werden anders verteilt oder müssen zurückgestellt werden. Auf alle Fälle wird sich auch in Cuba das Wirtschaftswachstum verlangsamen. Eines ist aber bemerkenswert, (hier könnten sich unsere „Macher“ einige Scheiben abschneiden),die Ausgaben der kubanischen Regierung für Bildung, Gesundheit, Medizin, Soziales und Sport werden nicht gekürzt, sondern beispielsweise im Sektor Medizin sogar noch angehoben.

40 Fuß Solidarität

Zurück zu unserem Container. Neben Antibiotika, einigen Paletten Verbandmaterial, 20.000 Paar medizinischen Handschuhen und Krankenhausmaterial, konnten wir eine große Menge Babynahrung und Milchpulver absenden. Von einer Innviertler Samengroßhandlung erhielten wir tausende Packungen Samen- und Saatgut für die zerstörte Finca der Gewerkschaft. Im April dieses Jahres konnte ich bereits die ersten Früchte dieser neuen Saat begutachten. Ganze Kulturen von Paradeisern, Zwiebel, Karotten und Paprika waren erntereif. Ganz besonders hervorheben möchte ich eine Initiative von vier Grazer Studentinnen, die spontan 2,5 Tonnen Schulmaterial aufgetrieben und uns zur Verfügung stellten.

Wir konnten soviel Material und Soligüter auftreiben, dass wir in der Lage sind, noch heuer einen weiteren Großcontainer nach Holguin zu senden (wir haben bereits damit begonnen). Dank der zahlreichen Spenden ist die Finanzierung gesichert trotzdem sind wir natürlich nach wie vor auf Spenden angewiesen.

Ich möchte mich auch auf diesem Weg für eure finanzielle und materielle Unterstützung recht herzlich bedanken, ohne die einzelnen Spender (zumindest in diesem Rahmen) ausdrücklich zu nennen. Nichtsdestotrotz möchte ich die Familie Klukas aus Wien besonders herausheben, die uns 2.000 Euro zur Verfügung stellte.

Wir haben bereits mit den kubanischen Behörden (Botschaft, ICAP, Minvec und Gewerkschaft) Verbindung aufgenommen und wenn es gelingt, die nicht geringen bürokratischen Hürden und Auflagen zu meistern, wird voraussichtlich im Oktober der nächste Container auf die Reise gehen.

Renovierung des Holguiner Waisenhauses

Noch ein Projekt möchte ich vorstellen. Im Vorjahr begann eine von mir geleitete Gruppe das Waisenhaus der Stadt zu renovieren. Anlässlich seiner Pensionierung stellte Kollege Erich Gupfinger von der AK-Linz etwas mehr als 2.000 Euro (Abschiedsgeld seiner Kollegen anstatt Geschenken) zur Verfügung. Wir begannen im April 2008 mit der Arbeit; leider waren die Mittel zu wenig und die Zeit zu knapp, um mit dieser Aufgabe fertig zu werden.

Dang einer Zusage des damaligem Sozialminister Buchinger erhielten wir zum ersten Mal öffentliche Gelder, ausreichend um dieses Projekt fertig zu stellen. Wir konnten damit einige kubanische Bauarbeiter engagieren, um diese Arbeiten fort zu führen; für den heurigen September ist der Abschluss der Arbeiten geplant.

120er Club

Eine ganz besondere Form der Container-Finanzierung ist der 120er Club, der schön langsam ins Rollen kommt, aber „noch einige Mitglieder vertragen“ könnte. Der Grundgedanke ist der, dass die Mitglieder dieses exklusiven Club monatlich 10 Euro (entspricht etwa zwei bis drei Packungen Zigaretten oder der Kirchensteuer) per Dauerauftrag auf das Containerkonto überweisen. In Summe ergibt das 120 Euro im Jahr; bei ca. 50 Spendern wäre der Transport eines 40 Fuß Großcontainers finanziert.

Wer sich nun angesprochen fühlt, hier die technischen Unterlagen: Spardabank Kontonummer 00-423.411, Bankleitzahl 49 460, Kontowortlaut Kuba Solidarität, Container

Infos: Verein Buena Vista – Solidarität mit Cuba, Obmann Stefan Krenn, In der Flaksiedlung 26/4, 4060 Leonding, Telefon +43 699 12633590, stefan.krenn@kabelspeed.at

Quelle: Buena Vista, Vereinszeitung, September 2009

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