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Stellungnahme von Hansi, eines Verhafteten

  • Freitag, 8. Mai 2009 @ 12:53
Demokratie Mein Name ist Hansi und ich bin jener Demonstrant, aufweichen, wie auf dem Video zu sehen ist, ein Polizist viele Male heftigst mit dem Schlagstock einschlug. Ich bin 29 Jahre alt, Vater zweier Kinder, Student, prekär beschäftigt und Mitglied der Basisgewerkschaft FAS.

Ich ging an diesem Tag zum traditionellen 1 .Mai-Aufmarsch um an einer friedlichen antikapitalistischen und antifaschistischen Demonstration teilzunehmen. Gleich nachdem wir losgingen, stoppten wir schon wieder, erst nach einer Zeit erfuhr ich dass unser Demoteil wegen des Vorwurfs der Vermummung eingekesselt war. Ich sah nur ein paar Leute mit Sonnenbrillen oder Kapuzen, welche diese aber auch bald abnahmen. Ich selbst war zu keinem Zeitpunkt vermummt, noch hatte ich irgendwann eine Sonnenbrille oder Kapuze auf.

Die Eingekesselten durften schließlich nur raus, wenn sie ihre Personalien aufnehmen und sich fotografieren ließen was die allermeisten empört verweigerten. Ich empfand das Verhalten der Exekutive wie viele andere vor allem als Versuch der Eskalation, Demütigung und Kriminalisierung ohne jeden Anlass.

Die Einsatzkräfte eskalierten immer wieder die Situation, wandten Gewalt an Demonstrantinnen und Demonstranten an und zogen diese aus dem Kessel. Ich selbst konnte keinerlei aggressive Handlungen von Seiten der Eingekesselten ausmachen, die Gewalt ging immer von der Polizei aus.

Nachdem wir schließlich schön ca. 2 Stunden eingekesselt waren und eine neue Attacke der Polizei offenbar bevorstand, hielten wir uns aus Angst, ebenfalls misshandelt und hinausgezogen zu werden, aneinander fest.

Kurz darauf stürmten einige Polizisten blitzartig auf uns zu und zerrten heftig an mir. Ein großgewachsener Polizist hieb sofort mit seinem Schlagstock etwa ein dutzend Mal heftigst auf mich ein, besonders auf meinen linken Oberarm, mit dem ich mit bei den anderen festgehalten hatte. Ich ließ nicht los weil ich dieses Vorgehen als massiven Angriff auf meine Grundrechte empfand. Und dies in einer Gesellschaft, in der ich mich bereits meiner Rechte an gesellschaftlichen Reichtum, Freiheit sowie Mit- und Selbstbestimmung weitgehend beraubt sehe.

Sehr gewalttätig und mich an meinen Haaren zerrend, schleiften mich die Beamten dann vom Kessel weg und drückten mich brutal mit Gesicht und Bauch zu Boden worauf ich kaum noch Luft bekam. Dann wurde ich mit Kabelbindern gefesselt.

Ich möchte ausdrücklich betonen dass ich zu keinem Zeitpunkt in irgendeiner Form Gewalt angewandt habe, auch konnte ich keinerlei Gewalttätigkeiten von seilen anderer Eingekesselter beobachten.

Ich und andere wurden schließlich ins Gefangenenhaus Nietzschestrasse gebracht wo ich mehrmals in eine Gefängniszelle gesperrt wurde. Ich musste mich u.a. nackt ausziehen, auch Fingerabdrücke und DNA-Test wurden mir abgenommen. Insgesamt verbrachte ich mehr als 6 Stunden in Polizeigewahrsam, vorgeworfen wird mir Widerstand gegen die Staatsgewalt und mich mit Tritten und Schlägen gewehrt zu haben.

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal heftigst gegen das gewalttätige und unverständliche Vorgehen der Exekutive protestieren! Ich lasse mir mein Recht auf Demonstrationsfreiheit nicht nehmen und fordere die lückenlose Aufklärung dieses Polizeieinsatzes sowie die Einstellung der Verfahren gegen die angezeigten Demonstrantinnen und Demonstranten. Auch möchte ich mich an dieser Stelle bei all den Menschen herzlich bedanken, die sich solidarischen zeigen. Eine Form, dieser Solidarität Ausdruck zu verleihen, ist etwa die Teilnahme an der heutigen Demonstration gegen Polizeigewalt um 16.00 Uhr am Bernaschekplatz, welche jedoch nicht von diesem Bündnis ausgeht.

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