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In der Tradition der ArbeiterInnenbewegung

  • Sonntag, 3. November 2013 @ 08:00
Geschichte Die Gründung der KPÖ ist auch für Oberösterreich in eine langen Tradition der ArbeiterInnenbewegung einzuordnen, wenngleich diese Tradition im Bundesland zwischen Inn und Enns weniger stark ausgeprägt ist als etwa in den klassischen Industriegebieten der Habsburger-Monarchie in Wien oder Niederösterreich.


Die frühesten Vorläufer der ArbeiterInnenbewegung gehen in Oberösterreich bis ins Mittelalter zurück, auf die Arbeiter in den Salzbergwerken von Hallstatt und Ischl ab dem 14. Jahrhundert, in der eisenverarbeitende Industrie in Steyr und in den Hammerwerken der Eisenwurzen, zu der sich später der Kohlenbergbau im Hausruck und eine entlang den Flüssen angesiedelten Mühlen, die Textil- und Papierindustrie, die Steinindustrie, die Metallindustrie sowie der staatlichen Forstbetriebe gesellte. Eine Vielzahl von Aufständen und Protesten gegen unmenschliche Arbeits- und Lebensbedingungen kennzeichnen diese Geschichte.

Die industrielle Revolution

Ab Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts begann die industrielle Revolution mit der Steinkohle zur Eisengewinnung, der Dampfmaschine als Antriebskraft und der Eisenbahn als Transportmittel, in Oberösterreich vor allem die zwischen 1856 und 1859 errichtete Westbahn. Gleichzeitig damit entstand die moderne ArbeiterInnenklasse und damit auch der später von Marx und Engels umfassend analysierte Gegensatz zwischen Lohnarbeit und Kapital, den ersten modernen Lohnkampf in Oberösterreich führten Bergarbeiter im Hausruck im Mai 1852.

Bei der bürgerlichen Revolution von 1848 hatte das Proletariat noch keine nennenswerte Rolle gespielt, sie mußte sich erst von der ”Klasse an sich” zur ”Klasse für sich” konstituieren. Der Einfluß des von Marx und Engels 1847 begründeten ”Bundes der Kommunisten” und des 1848 erschienenen ”Manifests der Kommunistischen Partei” auf die junge Bewegung war jedoch nicht aufzuhalten.

Bildungsvereine, Gewerkschaften, Partei

Die ersten organisierten Ansätze der ArbeiterInnenbewegung erfolgte durch die Gründung der Arbeiterbildungsvereine, die aus den ”Bruderladen” hervorgegangen waren. Neun solche Bildungsvereine wurden zwischen 1868 und 1873 in Hallstatt, Linz, Goisern, Wels, Steyr, Haslach, Mauthausen, Enns und Ried gegründet. Im selben Zeitraum entstanden auch elf Konsumvereine als wichtige Selbstorganisation der im Zuge der Industrialisierung erstarkenden Arbeiterklasse. Zunächst dominierten also auch unter dem Einfluß des deutschen Sozialistenführers Lasalle Formen der ”Selbsthilfe” und der politische Aspekt trat in den Hintergrund.

Die Entstehung der Gewerkschaften geht auf die sieben zwischen 1867 und 1877 in Oberösterreich gegründeten ”Fachvereine” zurück. Aus ihnen bildeten sich Anfang der 1890er Jahre die eigentlichen Gewerkschaften.

Ausgangspunkt für die politische Organisierung der ArbeiterInnenbewegung war der Hainfelder Parteitag der Sozialdemokratie zur Jahreswende 1888/89. Der Kernpunkt des dort beschlossenen ”Hainfelder Programms” war es, ”das Proletariat politische zu organisieren, es mit dem Bewusstsein seiner Lage und seiner Aufgabe zu erfüllen, es geistig und physisch kampffähig zu machen und zu erhalten”.

Die Gegensätze zwischen ”Gemäßigten” und ”Radikalen” wurden durch diesen Parteitag scheinbar gekittet, das für die österreichische Sozialdemokratie charakteristische Dogma von der um jeden Preis zu erhaltenden Einheit der ArbeiterInnenpartei verhinderte in späterer Folge jedoch Linksentwicklungen und erleichterte es der Führung, sich als der oft ”bessere” Verwalter des Kapitalismus zu profilieren. Die Landesorganisation Oberösterreich und Salzburg der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) wurde 1891 gegründet und nahm einen raschen Aufschwung.

Opportunismus in der Sozialdemokratie

Als Auswirkung der russischen Revolution von 1905 kam es in Österreich zu einer Massenbewegung für das allgemeine Wahlrecht, in Wien demonstrierten 200.000 Menschen. Die Sozialdemokratie war Nutznießer der Wahlrechtsreform und nahm einen enormen Aufschwung nunmehr auch in den Parlamenten. Gleichzeitig verstärkte sich aber auch als Ausfluss der später von Lenin umfassend analysierten Entwicklung des Kapitalismus in sein imperialistisches Stadium der Einfluß des Opportunismus, die Führung begann sich mit dem kapitalistischen System zu versöhnen und dessen Interessen in der ArbeiterInnenbewegung durchzusetzen.

Durch die Ausschaltung des Parlaments im Jahre 1914 wurde die österreichische Sozialdemokratie vor einer direkten parlamentarischen Konfrontation mit dem Krieg bewahrt. Aber auch hier zeigten sich deutlich zwei Strömungen: Die eine trat bedingungslos für den imperialistischen Krieg und seine Erfordernisse ein, die andere kämpfte gegen die Militarisierung des öffentlichen Lebens.

Wichtige Betriebe – in Linz die Schiffswerft, Eisenbahn, die Lokomotivfabrik Kraus & Kompanie, in Steyr die Steyr- werke – standen unter militärischem Kommando. Infolge der schlechten Ernährungsverhältnisse und der allgemeinen Friedenssehnsucht setzte schon bald eine zunehmende Gärung ein, obwohl Oberösterreich am weitesten weg von allen Fronten war. Bereits 1915 kam es zu Protesten in Linz und Steyr.

Proteste gegen den Krieg

Diese Proteste verstärkten sich als Auswirkung der Februarrevolution 1917 in Russland wesentlich, wie Proteste in Urfahr, Ried und Reichenau sowie der Streik in der Waffenfabrik Steyr zeigte. Auch Ebensee galt schon vor dem ersten Weltkrieg und während des Krieges als eine ”rote Hochburg”, auch beim Solvay-Streik 1917 wurde ”Mehr Lohn, mehr Brot, Beendigung des Krieges!” gefordert.

Allerdings zeigte sich, dass die linke Strömung innerhalb der Sozialdemokratie noch recht unbeholfen und abenteuerlich war, etwa mit dem gescheiterten Versuch im Dezember 1917 die rund 20.000 russischen Kriegsgefangenen im Lager Wegscheid für einen ”Marsch nach Linz” zu gewinnen um dort dann die ”Revolution” auszurufen werden.

Immerhin wurde bereits im Dezember 1917 bei einer Versammlung von Eisenbahnern und Werftarbeitern im Gasthof ”Grüner Baum” in der Bethlehemstraße in Linz der erste illegale Arbeiterrat gebildet. Und schon zu Weihnachten 1917 wurde in Steyr unter den Arbeitern die Meinung kolportiert ”Wir müssen es auch russisch machen” und die Forderung ”Gründen wir Arbeiterräte” verbreitet.

Der Jännerstreik 1918

Das Jahr 1918 wurde zum Wendepunkt nicht nur für den imperialistischen Raubkrieg, sondern auch für die ArbeiterInnenbewegung. Als direkte Auswirkung der russischen Oktoberrevolution von 1917 kam es mit dem Jännerstreik 1918 zur größten Klassenauseinandersetzung in der Geschichte der österreichischen ArbeiterInnenbewegung mit mehr als einer Million TeilnehmerInnen.

In Oberösterreich streikten Arbeiter der Eisenbahnwerkstatt, des Heizhauses, der Lokomotivfabrik, Tabakfabrik, Schiffswerft sowie bei Posselt, Rosenauer und Bukowansky. In Steyr verschenkten Arbeiterfrauen Brotmarken an dort eingesetzte junge Soldaten, womit deutlich wurde, dass es längst nicht mehr nur um reine Hungerdemonstrationen ging, sondern die Kriegsmüdigkeit immer weiter um sich griff. Doch anstatt sich an die Spitze der Bewegung zu stellen und diese für einen revolutionären Umschwung zur Beendigung des Krieges und Beseitigung der Monarchie zu nützen, würgte die rechte Führung der Sozialdemokratie den Jännerstreik mit falschen Versprechungen ab.

Doch wurde damit der Niedergang der morschen Habsburger-Monarchie nur hinausgezögert. Im Februar 1918 kam es zum Aufstand in der kaiserlichen Kriegsflotte in Cattaro, an dem auch Matrosen aus Oberösterreich beteiligt waren. Neuerliche Brotkürzungen im Juni 1918 führten zu Demonstrationen in Linz und Kleinmünchen, im August streikten die Salinenarbeiter in Bad Ischl und Ebensee, im September folgte eine Protestversammlung der Staatsangestellten in Linz, nachdem ihnen die Regierung nur eine Teuerungszulage von 25 statt um 50 Prozent bewilligt hatte. Im September 1918 kam es bei der Bahn zu Arbeitsniederlegungen, worauf eine größere Anzahl von Arbeitern strafweise ”einrückend gemacht” wurden, darunter die späteren Kommunisten Sepp Binder und Franz Altendorfer.

Mit roten Fahnen auf den Hauptplatz

Am 31. Oktober 1918 zogen die Arbeiter der Schiffswerft mit roten Fahnen durch die Stadt zum Hauptplatz und brachen in Hochrufe auf die russische Revolution aus. Am 1. November 1918 kam es zu einer großen Demonstration von Arbeitern und Soldaten vom Südbahnhof zum Hauptplatz, wo sich der Linzer Garnisonssoldatenrat konstituierte. Von der aufgebrachten Menge wurden die Soldatensträflinge in der Schlosskaserne – dort war der spätere Kommunist Lapania Soldatenrat – befreit. Am 2. November 1918 kam es in Linz zu Plünderungen in Lebensmitteldepots und Kasernen. Der Soldatenrat wurde die einzige maßgebende Gewalt in Linz.

Am 3. November 1918 wurde in Wien die KPÖ gegründet, wenige Tage später, am 12. November 1918 wurde die Republik ausgerufen. Von der revolutionären Stimmung dieser Tage zeugt, dass von den Roten Garden vor dem Parlament die ”Sozialistische Republik” gefordert wurde und die neue Staatsflagge durch Entfernen des weißen Streifens in eine rote Fahne umgewandelt wurde.

Literatur:
- Furtlehner Leo, Hautmann Hans, Kain Franz (Hg), Verdrängt, vergessen, verschwiegen, 500 Jahre Landeshauptstadt Linz, KPÖ-Linz, 1989

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