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Wachstum - Umwelt -Entwicklung

  • Montag, 13. Oktober 2008 @ 14:31
Umwelt Wer an fortdauerndes Wachstum in einer endlichen Welt glaubt, ist entweder ein Verrückter oder ein Ökonom, sagt Kenneth E. Boulding. Stellt sich die Frage: Wie können wir das vorherrschende Paradigma „Wirtschaftswachstum“ nachhaltig verändern, um der Umwelt gerecht zu werden, Ressourcen zu schonen und dennoch Entwicklung - v. a. für die Länder des Südens -möglich zu machen, ohne die Welt an ihre ökologischen Grenzen zu führen? Wie kann eine global faire Ökonomie gelingen?

Wachstum, Umwelt und Entwicklung stehen im Zentrum der Entwicklungstagung. Verbindendes Element des gelungenen Zusammenspiels dieser Begriffe ist das Konzept der Nachhaltigkeit, das auf verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen, der an künftigen Generationen orientiert ist, abzielt. Wegweisend dafür war der Text „Die Grenzen des Wachstums“ (1972) des Club of Rome. 1987 definierte der Brundtland-Bericht die nachhaltige Entwicklung (NE) und lieferte eine politische Strategie, die Umweltprobleme der Industriestaaten genauso wie Schuldenprobleme der Dritten Welt behandeln sollte, und die eine Lösung für die Überwindung der Armut in Entwicklungsländern sowie für globale Umweltprobleme anstrebt. Mit dem Erdgipfel in Rio 1992 wurde NE als internationales Leitprinzip anerkannt, im Zuge des Rio-Johannesburg-Prozesses wurde NE konkretisiert. Die Millenniumsziele der Vereinten Nationen wurden Bestandteil der Umsetzung. Hehre Ziele - doch wie steht es um die Verwirklichung?

Wir leben auf zu großem Fuß

Fest steht, dass die Industrieländer auf zu großem Fuß leben - mit grenzenlosem Wachstum als Paradigma haben wir die Nachhaltigkeitsschwelle bereits überschritten. Der globale Fußabdruck -1984 zur Messung von Umweltverbrauch eingeführt - ist aktuell um 25 Prozent größer als die nachhaltig auf der Erde verfügbaren Ressourcen. Die Folgen sind Übernutzung von Boden, Luft und Wasser sowie die Zerstörung von Pflanzen und Tierwelt. Bei fairer Verteilung der produktiven Flächen stünden jeder/m 1,8 Global Hektar zu. US-Amerikanerinnen verbrauchen jedoch satte 9,4, Österreicherinnen stolze 4,9 Global Hektar. „Unendliches Wachstum passt nicht in die endliche Welt“, erklärt der Wirtschaftstheoretiker E. F. Schumacher. Ein globaler Paradigmenwechsel ist notwendig, denn Wirtschaftskonzepte, die unbegrenzte Ressourcen voraussetzen, werden dieser Erde nicht mehr gerecht.

Paradigmenwechsel ist nötig

Kritik am Wachstumsparadigma in der Wirtschaft ist keine Erscheinung unserer Zeit: Hazel Henderson z.B. beanstandet seit 30 Jahren die Nichtberücksichtigung der Ressourcenverknappung und Umweltzerstörung in den ökonomischen Rechnungen und ist mit diesem Konzept aktueller denn je. Als Falle sieht die Alternativökonomin auch die Vorstellung, dass Wirtschaftswachstum alleine zu mehr Wohlstand führe. Henderson prognostiziert eine rapide Zunahme der Umwelt- und Sozialkosten, wenn nicht umgesteuert wird und schlägt eine neue Messung des volkswirtschaftlichen Erfolgs vor, die neben dem BIP ökologische und soziale Kriterien berücksichtigt. Eine Diskussion, die auch in Brüssel Fuß zu fassen scheint.

Klimapolitik - Chancen nutzen

Das herrschende Wachstumsideal blockiert zudem die Umsetzung von Klimaschutzpolitik und Entwicklungsorientierung, denn es lässt den Zusammenhang zwischen menschlichem Gemeinwohl und den begrenzten Ressourcen außer Acht. Global stehen wir vor der Aufgabe, den Ausstoß von Treibhausgasen drastisch zu verringern und gleichzeitig Milliarden Menschen nachhaltig mit Nahrung und Energie versorgen zu müssen. Die Folgen des Klimawandels - Wirbelstürme, Flutschäden und Dürreperioden zerstören jedoch immer häufiger die Lebensgrundlagen in Entwicklungsländern und gefährden nachhaltige Entwicklungsansätze. Wie kann der Norden den Süden unterstützen? Derzeit ringt die Staatengemeinschaft um Folgevereinbarungen zum Kyoto-Protokoll, das 2012 ausläuft. Einer der Knackpunkte ist die Frage nach angemessenem Burden-Sharing zwischen Industriestaaten, Schwellen- und Entwicklungsländern. Eine progressive Klimastrategie muss ressourcenbasiertes Wachstum und Energieverbrauch bremsen und die Lebensqualität der breiten Massen verbessern. Dies bedeutet u.a., dass ökonomische Gerechtigkeit und Gleichheit künftig ins Zentrum rücken müssen. Unter diesen Voraussetzungen können die Klimaverhandlungen mithelfen, die globale Schieflage zu verändern.

Ziel: eine Welt in Balance

Um letztere in Balance zu bringen, setzt z.B. die Global Marshall Plan-Initiative Impulse - Ziele sind ein besserer weltweiter Ordnungsrahmen, nachhaltige Entwicklung, die Überwindung der Armut und der Schutz von Umwelt und Gerechtigkeit. Basierend auf dem Prinzip der Klimagerechtigkeit könnte ein derartiger Global Contract tatsächlich der Hebel für Nachhaltigkeit sein, der Umwelt, Soziales und Wirtschaft wieder vereint. Fazit: Der Weg zu einer global fairen Ökonomie führt über eine Produktion, die den wahren Bedürfhissen der Menschen dient. Es gilt, neue Verhältnisse zu schaffen, die auf Kooperation, nicht auf Ausbeutung beruhen. Dazu müssen wir auch bereit sein, mit der Natur zu kooperieren, statt sie beherrschen zu wollen. Nur so können wir unseren Kindern eine Welt hinterlassen, die nicht nur den nötigen Lebensraum bietet, sondern auch eine soziale Umwelt, die das Leben lebenswert macht. •

Webtipps:
- www.entwicklungstagung.at
- www.footprint.at
- www.mein-fussabdruck.at
- www.globalmarshallplan.org

Quelle: Umweltdachverband www.umweltdachverband.at

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