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Karl Sulzberger (1900-1982)

  • Montag, 8. September 2008 @ 10:47
Biografien Der kommunistische Arbeiterfunktionär Karl Sulzberger war als Kommandant des Republikanischen Schutzbundes an führender Stelle an den Februarkämpfen in Attnang-P. beteiligt und nahm nach 1945 als erster Vizebürgermeister maßgeblich am Wiederaufbau des Ortes teil.

Karl Sulzberger wurde als Sohn eines Eisenbahners am 8. September 1900 geboren. Nach dem Besuch der Volks- und Bürgerschule erlernte er das Maschinenschlosserhandwerk. Bereits als Lehrling wurde er während des Ersten Weltkriegs wegen seines mutigen Eintretens für seine Lehrlingskameraden einmal zu fünf und dann zu sechs Tagen Militärarrest verurteilt, da es sich um einen Rüstungsbetrieb nadelte. Vom Juni bis November 1918 war Sulzberger beim Militär. In der Zeit des Aufbaues der Ersten Republik stellte er sich der Volkswehr zur Verfügung. Seine Dienststelle war Attnang und Wels, wo er zum Teil als Sportlehrer tätig war. In beiden Dienststellen wurde er von seinen Kameraden in den Soldatenrat gewählt. Im Dezember 1921 trat er beim Bundesbahn-Werkstättendienst Attnang-Puchheim als Maschinenschlosser ein.

Seit 1919 war Sulzberger Mitglied und Funktionär der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SdAP) und ihrer Teil- und Vorfeldorganisationen, u.a. der Freidenker, des Arbeiter-Turnvereins, der Naturfreunde und des Republikanischen Schutzbundes. In den Freien Gewerkschaften hatte er Funktionen vom Werkstättenvertrauensmann bis zum Dienststellenobmann inne. Auf dem außerordentlichen Parteitag der SDAP im Oktober 1933 wurde Sulzberger in den Parteirat gewählt (ein Gremium zwischen Parteitag und Parteivorstand, dem kein Parteiangestellter angehören durfte).

Schutzbundkommandant

Nachdem er am 1. März 1933 trotz Streikverbot am zweistündiger Eisenbahnerstreik gegen die dreiteilige Gehaltsauszahlung bzw. Gehaltskürzung teilgenommen hatte, wurde er als „Mitglied einer Streikleitung“, wie es in einem Disziplinarerkenntnis der Bundesbahndirektion vom 24. April 1933 hieß, kurzfristig außer Dienst gestellt, weil er gegen das Streikverbot gehandelt hatte. Zunächst Vertreter der Linksopposition innerhalb der SdAP trat Sulzberger im Sommer 1933 der illegalen KPÖ bei, behielt jedoch im Auftrag des KPÖ-Vorsitzenden Johann Koplenig die Doppelmitgliedschaft bei.

Als Bezirkskommandant des am 31. März 1933 behördlich aufgelösten Republikanischen Schutzbundes von Vöcklabruck (Kreis V) gehörte Sulzberger auch der Landesleitung des Schutzbundes von Oberösterreich an. Zugleich war er Kommandant der Eisenbahnerabteilung von Attnang und übernahm wenige Wochen vor dem 12. Februar 1934 auch die Leitung des Bezirks Gmunden (Kreis VI).

Auf Einladung von Richard Bernaschek nahm Sulzberger am 11. Februar 1934 bei der Sitzung der oberösterreichischen Schutzbundleitung im Hotel „Schiff“ in Linz teil und leitete tags darauf, nachdem er das Zeichen zum Losschlagen erhalten hatte, den Generalstreik und die Besetzung von Attnang ein. Nachdem ihm klar wurde, dass der Generalstreik in den anderen großen Eisenbahnknoten nicht zustande gekommen war, fasste Sulzberger den Entschluss, angesichts der aussichtslosen militärischen Lage kein Blut zu vergießen und den Kampf zu beenden: „Eine meiner schwersten Entscheidungen im Leben“, wie er rückblickend einschätzte.

Selbst machte er sich zu Fuß auf den Weg nach Gmunden, um die Organisationen im Salzkammergut von diesem Entschluss zu verständigen. Da die Brücken bereits von der Exekutive bewacht wurden, musste er die Ager durchwaten. Bei einer Hausdurchsuchung in Gmunden wurde er von der Exekutive verhaftet. Als „Rädelsführer“, wie es in der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Wels hieß, wurde er zu sieben Monaten Haft verurteilt und von den Bundesbahnen entlassen.

Nach Unterbrechung seiner Haftstrafe war er tätig in der verbotenen „Roten Hilfe“, um die Unterstützung der Februaropfer und deren Angehörigen zu organisieren. Mitte 1936 emigrierte er über die CSR in die Sowjetunion und später nach Frankreich, im November 1938 kehrte er nach Attnang zurück und nahm Mitte Jänner 1939 seine im Februar 1934 unterbrochene Tätigkeit in der Bahnwerkstätte wieder auf, wo er bis zu seiner Pensionierung als Werkmeister, Revident, 1959/60 tätig war. In den Kriegsjahren wurde er u.a. in der Sowjetunion auf der Krim und in Paris im Bahnwerkstättendienst eingesetzt.

Erster Vizebürgermeister

Nach Ende der Naziherrschaft arbeitete er als Vizebürgermeister und als einer der drei kommunistischen Gemeinderäte maßgeblich am Wiederaufbau Attnangs mit. Er war einer der ersten Organisatoren der KPÖ des Bezirks Vöcklabruck 1945, jahrelang Bezirksobmann und Mitglied der ersten Landesleitung der KPÖ Oberösterreich. Sulzberger hatte 1948 einen Unfall, weshalb an seiner Stelle der gelernte Zimmerer und spätere Hauptschullehrer Franz Mittendorfer in den Gemeinderat einzog, der bis 1985 – mit Ausnahme einer Amtsperiode – dem Gemeinderat angehörte. 1949 war Sulzberger Spitzenkandidat des Linksblocks (unter dieser Bezeichnung trat das Wahlbündnis aus KPÖ und Linkssozialisten bei den Nationalratswahlen an) im Wahlkreis Hausruckviertel.

Sulzberger war nach 1945 erneut im Rahmen der Gewerkschaftsbewegung aktiv: Als Mitglied der Bezirksleitung des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB) und Obmann des Betriebsrates der ÖBB. In dieser Funktion setzte er sich hartnäckig für den Wiederaufbau des Ortes als Eisenbahnknotenpunkt und gegen die Pläne ein, den Bahnhof nach Vöcklabruck zu verlegen. Als aktiver Teilnehmer am Oktoberstreik stand Sulzberger bei der Demonstration am 27. September 1950 an der Spitze einer Abordnung der Eisenbahner aus Attnang-Puchheim. Karl Sulzberger starb 1982 im 82. Lebensjahr.

Ein im Kerker geschriebener Text:
„Noch weiß ich nicht, welche Strafe
uns bevorsteht.
Strafe? Wofür?
Was habe ich schon verbrochen?
Ist es ein Verbrechen, für die Freiheit
... und ein größeres Stück Brot zu kämpfen?
Nein!

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