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Karin Antlanger zu Fragen der „Urfahrer Rundschau“

  • Donnerstag, 7. September 2006 @ 12:43
Wahlen
Die „Urfahrer Rundschau“ befragte Karin Antlanger, Spitzenkandidatin der KPÖ im Regionalwahlkreis 4E Mühlviertel sowie im Landeswahlkreis 4 Oberösterreich zur Nationalratswahl 2006:

Seit wann sind Sie politisch engagiert, was waren Ihre politischen Anfänge?

Ich bin seit meiner Mittelschulzeit im Bundesgymnasium Vöcklabruck politisch interessiert und engagiert. Dort gab es ab Mitte der 70-er Jahre eine Schülerzeitung der Kommunistischen Jugend, deren Mitbegründer Kurt Palm war. Ich war im Alter von 16 Jahren eine ganz durchschnittliche Antikommunistin, so wie wir halt von den Medien und unseren Eltern und LehrerInnen politisch sozialisiert waren. Als Kurt Palm und ein weiterer Kollege ein marxistisches SchülerInnenseminar abhielten, nahm ich daran teil – dies mit dem Vorsatz, diesen Kommunisten in der Diskussion die Stirn zu bieten. Die hatten allerdings die besseren Argumente, sodass ich mich nach einigen Monaten der Diskussion und Auseinandersetzung der Schülerzeitung und der Kommunistischen Jugend anschloss.

Wie schwierig war es, die nötigen Unterschriften für eine Kandidatur zu sammeln?

Trotz Urlaubszeit und angewiesen auf das ehrenamtliche Engagement unserer Mitglieder gelang es der KPÖ in Oberösterreich weit mehr als die notwendige Zahl der für die Kandidatur notwendigen 400 amtlich beglaubigten Unterstützungserklärungen aufzubringen. So problemlos wie heuer ist das meiner Erinnerung nach noch nie gelungen. Und speziell im Wahlkreis Mühlviertel haben wir dieses Mal besonders viele Unterstützungserklärungen aufbringen können. Wir konnten damit als erste der nicht im Parlament vertretenen Parteien unsere Wahlvorschläge einreichen.

Die Kritik an der Ungleichbehandlung von Parlamentsparteien, denen die Unterschrift von drei Abgeordneten genügt um bundesweit zu kandidieren, und allen anderen Parteien, welche 2.600 Unterstützungserklärungen aufbringen müssen, bleibt jedoch weiterhin aufrecht.

Sehen Sie eine echte Chance, in den Nationalrat zu kommen?

Gäbe es ein demokratisches Wahlrecht ohne Grundmandat bzw. Vier-Prozent-Hürde und wäre somit jede Stimme gleichviel wert, hätte die KPÖ bereits 2002 eines der 183 Mandate im Nationalrat erreicht. Am ehesten hätte die KPÖ die Chance ein Grundmandat in Graz zu schaffen, wo sie bekanntlich mit Ernest Kaltenegger bei der Gemeinderatswahl 2003 mehr als 20 Prozent der Stimmen erreichte. Aber unabhängig von einer Parlamentsvertretung hat jede Stimme für die KPÖ als bewusste Ansage für eine andere Politik ihren Wert und ist somit nicht verloren.

Was motiviert Sie, sich gerade für die KPÖ zu engagieren?

Die KPÖ ist bis heute noch immer die einzige politische Partei in Österreich, die die Verteilungsfrage in den Mittelpunkt ihrer politischen Programmatik und Praxis stellt und auch eine klare feministische Grundhaltung in der Frauenfrage einnimmt. Das sind die beiden Themen, die mich schon als Schülerin bewegt haben – und sie sind mir heute wichtiger denn je. Konkret heißt das: Wie wird der gesellschaftliche Reichtum, den wir produzieren, verteilt? Wie erreichen wir wirtschaftliche und gesellschaftliche Verhältnisse, in denen es allen Menschen möglich ist, den Traum vom „guten Leben“ zu realisieren? Und was macht das „gute Leben“ tatsächlich aus? Und all diese Fragen haben in den Lebenszusammenhängen von Frauen noch eine besondere zusätzliche Brisanz.

Wer sind Ihre Mühlviertler Mitstreiter?

Auf dem Regionalwahlvorschlag der KPÖ für das Mühlviertel stehen insgesamt elf KandidatInnen, die sehr unterschiedliche Bereiche vertreten. An zweiter Stelle kandidiert der Germanistikstudent Christoph Kepplinger aus Hagenberg, der z.B. an einem Forschungsprojekt über Elfriede Jelinek an der Uni Wien mitarbeitet.

Weitere KandidatInnen sind die Verkäuferin Brigitte Weidinger aus Kirchberg ob der Donau, der Voest-Chemielaborant Werner Hofmann, der Behindertenbetreuer Thomas Erlach aus Kirchberg, der Soziologe und Gastwirt Franz Primetzhofer aus Schwertberg, der ÖBB-Fahrdienstleiter Gerhard Lehner, der Arbeiter Leopold Rogner aus Perg, der Maurer und Zimmermann Andreas Wahl, der Behindertenbetreuer Wolfgang Preinfalk aus Engerwitzdorf und der ÖBB-Pensionist Josef Fehrerberger aus Langenstein.

Wie finanzieren Sie den Wahlkampf?

Im Verhältnis zu den geschätzten 50 Millionen Euro welche die Parlamentsparteien im Wahlkampf ausgeben ist der Einsatz der KPÖ mit bundesweit 130.000 Euro verschwindend gering. Daher ist der ehrenamtliche Einsatz unserer AktivistInnen und vieler die mit der KPÖ sympathisieren und unseren Wahlkampf unterstützen besonders wichtig.

Welche Wähler wollen Sie für sich gewinnen?

Immer mehr Menschen sind von der Politik enttäuscht und gehen nicht mehr zur Wahl. Das macht die etablierten Parteien aber nur stärker. Die niedrige Wahlbeteiligung ist am Tag nach der Wahl vergessen. Sie bewirkt nur, dass die Parlamentsparteien weniger Stimmen für ein Mandat brauchen. Sie bekommen um keinen einzigen Euro an Parteienförderung weniger. Für sie ist es ein Wahlsieg, wenn die Unzufriedenen nicht wählen. Die NichtwählerInnen wären die stärkste Partei im Lande, sie bewirken aber überhaupt nichts. Wir wenden uns daher besonders an die Enttäuschten und wollen sie ermuntern zur Wahl zu gehen und die KPÖ zu wählen.

Ihre drei wichtigsten Forderungen für das Mühlviertel?

Eines der größten Probleme für das Mühlviertel ist sicher die Belastung durch den ständig wachsenden Autoverkehr. Ich halte daher den Ausbau des öffentlichen Verkehrs für besonders dringlich. Dies würde auch den LinzerInnen zugute kommen: da ziehen viele in die Umlandgemeinden ins Mühlviertel, weil sie sagen, in der Stadt stinkt es so – aber dann fahren alle täglich mit dem stinkenden Auto in die Stadt und werden so zum Teil des Problems. Um eine zunehmende Transitlawine zu verhindern ist auch eine Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene dringend notwendig. Das verlangt allerdings, die „Freiheit des Güterverkehrs“ als eine der vier EU-Grundfreiheiten in Frage zu stellen.

Im Zusammenhang mit dem Verkehr müssen auch die Fehlentwicklungen in der Raumordnung gebremst werden, die zu einer immer stärkeren Zersiedelung führen.

Besonders stark ist das Mühlviertel durch die Pendlerproblematik betroffen. Um dem entgegenzuwirken ist die Schaffung von qualifizierten Arbeitsplätzen in dieser strukturschwachen Region notwendig.

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