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Kirchliche Würdigung des Arbeitermörders Dollfuß

  • Montag, 24. Oktober 2005 @ 14:07
Geschichte Als einen recht bezeichnenden Beitrag der Diözese Linz zum Gedenkjahr 2005 kritisierte die Linzer KPÖ die Würdigung des austrofaschistischen Bundeskanzlers Engelbert Dollfuß (1892-1934) durch die Freilegung einer Aufschrift auf einem der Türflügel des Einganges von der Baumbachstraße zum Neuen Dom im Zuge von Restaurierungsarbeiten. Der Text dieser Würdigung lautet: „Zum Andenken an den Bundeskanzler Dr. Engelbert Dollfuß. 25. Juli 1934“

Die Aufschrift in Form einer Holzschnitzarbeit wurde offensichtlich nach der Ermordung von Dollfuß beim missglückten Nazi-Putsch in der Zeit des Austrofaschismus angebracht, aber nach der Annexion Österreichs durch Hitlerdeutschland mit einer Holzplatte vernagelt. Dieser Zustand wurde auch in den sechs Jahrzehnten der Zweiten Republik aufrechterhalten. Erst jetzt wurde diese Platte entfernt und damit die Würdigung des Arbeitermörders Dollfuß wieder öffentlich sichtbar gemacht.

Dollfuß war maßgeblich an der Ausschaltung des Parlaments am 4. März 1933 beteiligt, nach welcher er unter Rückgriff auf Notverordnungen aus dem Ersten Weltkrieg regierte und Österreich zum faschistischen Ständestaat umbaute. Die ersten Schritte dazu waren das Verbot des Republikanischen Schutzbundes, der Maikundgebungen 1933 sowie der KPÖ am 26. Mai 1933. Dollfuß ist auch politisch Hauptverantwortlich für die blutige Niederschlagung des letzten Versuches der Arbeiterbewegung am 12. Februar 1934 die Demokratie zu retten. Durch die Schwächung des antifaschistischen Widerstandes ebnete Dollfuß aber auch den Weg zum Untergang Österreichs als eigenständiger Staat durch den „Anschluss“ an Hitlerdeutschland im März 1938.

Die katholische Kirche der Diözese Linz bzw. der Linzer Dompfarre stellt sich mit dieser Würdigung von Dollfuß auf eine Linie mit der ÖVP, die in den Räumen ihres Parlamentsklubs nach wie vor ein Bild des Arbeitermörders Dollfuß hängen hat. Damit wird versucht den Austrofaschisten Dollfuß zum Märtyrer und Patrioten zu rehabilitieren.

Die Linzer KPÖ bezeichnete die Würdigung von Dollfuß gerade im Gedenkjahr 2005 als politisch unerträglich und fordert daher die Diözese Linz auf, die Aufschrift beim Eingang zum Neuen Dom unverzüglich zu entfernen.

Die Thematisierung der Dollfuß-Würdigung durch die KPÖ löste zahlreiche Reaktionen aus: Nach einem Erstbericht im ORF äußerte sich mehrmals SPÖ-Landtagsklubchef Karl Frais in dieser Causa und forderte Handlungsbedarf ein. Die Grünen machten den Fall zum Thema einer Anfrage im Linzer Gemeinderat.

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