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Puffbesuch als Siegesprämie

  • Samstag, 1. Januar 2005 @ 14:54
Kultur Interview mit Wolfgang Rohrstorfer, Präsident des Schachvereins Spartakus, dessen erste Mannschaft in der letzten Spielzeit Meister wurde, und in die Landesliga aufgestiegen ist. Alois Franz sprach mit ihm.

Café KPÖ: Schachverein Spartakus, warum dieser Vereinsname?

Wolfgang Rohrstorfer: Selbstverständlich bezieht sich dieser Name auf jenen Spartakus, der den Sklavenaufstand im alten Rom angezettelt hat. Aber er bedeutet gleichzeitig einen Widerspruch: Spartakus hatte weder Strategie noch Taktik, was für einen Schachverein nicht anstrebenswert ist. Gleichzeitig bezieht sich der Verein auf den Spartakusbund, dem Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht angehört haben. Aber die Revolution von 1918 wurde auch niedergeschlagen. Das passt auch nicht für einen Schachclub, der erfolgreich sein will.

Versteht sich der Schachverein Spartakus als politischer Verein?

In unserem Statut ist festgehalten, dass sich der Verein für den Kampf für den Frieden einsetzen wird, was wir auch immer wieder durch die Teilnahme an Friedens- und antimilitaristischen Demonstrationen bewiesen haben. Auch ist der Antifaschismus als wesentliche Bestimmung im Statut verankert.

Schachverein – das hört sich etwas männerbündlerisch an?

Dem ist leider so. In Oberösterreich waren bei der letzten Meisterschaft rund 100 Frauen gemeldet. Solange so wenige Frauen aktiv sind, wird es so sein, dass beispielsweise ein Schachclub als Siegesprämie einen Puffbesuch zahlt. Dieser Club ist zum Glück eingegangen. Aber diese Trottelhaftigkeit muss bekämpft werden. Also wird es weiterhin Ziel des Schachvereins Spartakus sein, eine eigene Frauenmannschaft aufzustellen.

Euer Schachtraining macht oft eher den Eindruck einer Volxküche...

Essen, Trinken, Spielen und Diskutieren gehören für uns zusammen. Selbstverständlich sind wir ein geselliger Verein. Denn wer nur spielt und auf die Genüsse und die Räusche verzichtet, wer andere Auseinandersetzungen nicht führt, der verblödet auch auf gewisse Weise.

Warum Schach und nicht Minigolf?

Es geht um Strategie, um Taktik und um Siegeswille. Es geht um die Schulung des Denkens. Es geht um „die Welt als Wille und Vorstellung“ um den alten Schopenhauer zu strapazieren. Einen Aspekt möchte ich noch hervorheben: Es geht um die Dialektik von der Einsamkeit am Brett und darum, trotzdem Teil einer Mannschaft zu sein, das ist das reizvolle an unserem Schachverein.

Wie läuft es in der Meisterschaft?

Die erste Mannschaft ist letzte Saison Meister in der Kreisliga geworden und in die 2. Landesliga aufgestiegen. Jetzt liegen wir am zweiten Platz. Die zweite Mannschaft spielt in der untersten Klasse. Es geht bei Spartakus nicht nur um den Leistungsaspekt einer gewissen Elite. Ganz wichtig für uns sind der Breitensportaspekt und der Spaß am Spiel.

Quelle: Café KPÖ, Nummer 4, Jänner 2005

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