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1943: Die Tragödie von Kalavryta

  • Mittwoch, 28. Oktober 2015 @ 08:00
Geschichte Geschichtliche Rückschau

Am 28. Oktober 1940 griff das faschistische Italien, der Verbündete Hitlerdeutschlands, unerwartet Griechenland an. Die heroischen griechischen Volksmassen gaben das erste Signal für die Niederlage der faschistischen Armeen. Die miserabel ausgerüstete, aber ungemein tapfere griechische Armee trieb die Armee Mussolinis, über die Grenzen zurück nach Albanien.

Der Widerstand gegen das faschistische Italien hatte eine außerordentlich wichtige Bedeutung nicht nur für Griechenland, sondern allgemein. Dieser Widerstand half den Völkern, in ihrem Kampf gegen v die faschistische Achse. Er bot Großbritannien die notwendige Zeit sich vorzubereiten, um den Überfall der Truppe der Achse in Nordafrika abzuwehren. Ferner trug er bis zu einem gewissen Grade dazu bei, dass der Überfall der Hitlerfaschisten auf die Sowjetunion verschoben wurde.

Um den heldenhaften Widerstand des griechischen Volkes gegen die faschistische Aggression zu brechen, sah sich Hitlerdeutschland gezwungen, am 4.4.1941 Griechenland anzugreifen.. Nach einem Monat war ganz Griechenland von den Kräften der Achse unterjocht. Im harten Kampf gegen die Besatzer wurde die Einheit des griechischen Volkes verwirklicht und so wurden breite Massen organisiert. In den Reihen der Nationalen Befreiungsfront (EAM ) waren über 1.600.000 Griechen organisiert. Die Seele dieser gewaltigen antifaschistischen Bewegung war die kommunistische Partei Griechenlands (KKE ), die Ende 1944 über 400.000 Mitglieder zählte und eine Armee von 50.000 Partisanen kommandierte.

Dank des Widerstandes des griechischen Volkes in der Zeit von 1940 bis 1945 konnte verhindert werden, dass keine Griechen an der Seite der deutschen Armee gegen die anderen Völker Europas gekämpft haben. Manolis Glezos reißt in einem symbolischen Akt die Nazifahne von der Akropolis, die EAM stellt ihre Nationale Befreiungsarmee ELAS auf. Auf dem Hymettos-Hügel werden drei riesige Buchstaben entzündet: EAM. Der unerbittliche Partisanenkampf konnte aber nicht verhindern, dass tausende Griechen ins „deutsche Reich“ verschleppt wurden.

Das Schicksal der jüdischen Bevölkerung von Corfou, loannina und Saloniki fand ein bitteres Ende. Während der nationalsozialistischen Terrorherrschaft wurde über 80 Prozent des jüdischen Bevölkerungsanteils von Saloniki (ca. 66.000) vernichtet . Die deutschen Faschisten haben in Griechenland gemordet, gestohlen, Dörfer in Brand gesteckt, Frauen vergewaltigt, ganze Familien ausgerottet.

Während des Winters 1941/42 verhungern und erfrieren in ihrem von den Deutschen ausgeplünderten Land, über 300.000 Griechen. Die KKE war bemüht, mit Hilfe der EAM vor allem den Kampf gegen den Hunger, für die Sicherung der Existenz des griechischen Volkes zu führen.

Während der Besatzungszeit wurden 580.000 Griechen in 47 KZs und verschiedene Gefängnisse eingesperrt. Die faschistischen Besatzer haben, 49.188 Griechen standrechtlich erschossen. Allein in Peloponnes brachten die Deutschen gemeinsam mit den Sicherheitsbataillons (Tagmata Masfaleias) über 10.000 unschuldige Menschen um. Hunderte griechische Dörfer wurden dem Erdboden gleichgemacht, Häuser ausgeplündert und in Brand gesteckt.

Entgegen den Haager Bestimmungen von 1907 und der Genfer Konvention von 1914 über die Behandlung von Kriegsgefangenen, brachten die Okkupanten Kriegsgefangene, Frauen, Kinder und alte Leute gnadenlos um. Das größte Massaker der Deutschen unter der zivilen Bevölkerung während des zweiten Weltkrieges, fand im griechischen Peloponnes-Städtchen Kalavryta statt:

Am Montag, 13.12.1943, haben Wehrmachtssoldaten der 117 Jägerdivision des Generalmajors Karl von Suire 1 300 Männer niedergemäht. Das Dorf wurde zuvor in Brand gesteckt, von den 500 Häusern wurden lediglich nur 10 von den Flammen nicht erfasst. Die deutschen Faschisten wollten Kalavryta aus der Landkarte völlig streichen. Die Frauen und die Kinder unter 14 Jahren wurden in die Volksschule gesperrt, die kurz darauf in Brand gesetzt wurde.

Kalavryta ist die Stadt mit einer großen historischen Tradition. Von Kalavryta stammen viele Widerstandskämpfer der ruhmreichen Befreiungsrevolution von 1821.

In Kalavryta, Dystomo, Lidice, Dachau und Mauthausen zeigte sich, was Menschen zu tun wagen und zu tun vermögen. Die Schmerzensschreie und das gemeinsame Leiden und Sterben der 1.300 Kalavrytaner bleiben den 11 überlebenden, den Witwen und ihren Kindern lebendig in Erinnerung . Der Massenmord von Kalavryta, einer der schrecklichsten von den Deutschen im Zweiten Weltkrieg verübten Massentötungen dieser Art, geriet in der Geschichtsforschung in Deutschland, und in Österreich völlig in Vergessenheit. Mit diesem Beitrag soll die Tragödie von Kalavryta wieder in Erinnerung gebracht werden.

Stationen des Todes - Wehrmacht auf Menschenjagd

Die Liquidierung der zivilen Bevölkerung von Kreta, Peloponnes Epirus und überall dort, wo die deutschen Besatzer ihre Machtstellung durch die Widerstandsbewegung bedroht sahen, war ein fester Bestandteil der Eroberungspolitik der Nationalsozialisten. Die Tragödie von Kalavryta war kein schicksalhafter Untergang, dem die 1 300 Männer erlagen, sondern kaltblütig organisierte Vernichtung. Das verbrecherische Unternehmen der Deutschen in Kalavryta und in anderen griechischen Ortschaften beginnt am 29.8.1942. Wehrmacht und verschiedene Formationen marschieren von Patras nach Kalavryta und verbreiten überall den Tod und die Zerstörung.

Als sie bei Vlasia ankommen, bringen sie mehrere Bewohner um, nehmen Theoklitos Avrantinis, der heute Bischof von Aitolokarnania ist, fest und foltern ihn stundenlang. Die Deutschen kamen nach einer Woche in Kalavryta an. Vom Dorfplatz wurden zahlreiche Schüsse nach allen Richtungen abgefeuert. Nach diesem Kurzaufenthalt in Kalavryta fuhren sie nach Soudena, Agios Nikolaos, und Lousous. In Soudena wurden die meisten Häuser geplündert und anschließend in Brand gesteckt. Die Deutschen fanden Dinos Pavlopoulos in seinem Versteck und brachten ihn nach Kalavryta, wo er als Mörder auf der historischen Platane, dort, wo sich heute das Hotel „Chlemos“ befindet, erhängt wurde.

Die Deutschen verließen am 11.9.1943 Kalavryta und die Bevölkerung war trotz des Abzugs der Okkupanten besorgt über ihr weiteres Schicksal. Auf Vorschlag der Partisanen bewaffneten sich einige und bemühten sich, zusätzliche Waffen zu finden. Zu diesem Zweck bildete sich eine Kommission, die aus dem Schuldirektor, zwei Rechtsanwälten und dem Dorfpriester bestand. Die Personen, die der Kommission angehörten, wandten sich an die Engländer mit der Bitte, um Waffen zur Verteidigung von Kalavryta: „Wir geben für ELAS keine Waffen“, war die Antwort der Engländer. „Geht nach Hause, die Deutschen verfolgen nur die, Partisanen, Euch wird nichts passieren.“

Enttäuscht kehrten die Kalavrytaner zurück und die Partisanen verließen die Stadt, denn ihre Anwesenheit hätte weitere Vergeltungsanschläge der Deutschen gegen die Bevölkerung rechtfertigen können. Die Partisanen riefen mehrmals die Bevölkerung auf, Kalavryta zu verlassen, denn es bestand die Gefahr, das Dorf könnte von den Deutschen vernichtet werden. Die Engländer hingegen ermutigten die Bevölkerung in der Stadt zu bleiben. Die Kalavrytaner blieben, denn sie glaubten nicht an die Katastrophe.

Die Deutschen erfuhren, dass die Partisanen im Dorf Vysoka, drei km von Kalavryta entfernt, einen Stützpunkt hatten. Sie schickten nun den Hauptmann Schober mit Teilen des 5. Jägerregiments nach Kalavryta. Am 19.10.1943 wurde in Kerpini fast den ganzen Tag gekämpft, Schober musste sich ergeben. Drei Deutsche waren gefallen, 81 Deutsche, darunter drei Verwundete, gingen in Gefangenschaft. Die Partisanen haben am selben Tag die Gefangenen und die drei Verletzten den örtlichen Behörden von Kalavryta übergeben. Die Gefangenen wurden in der Volksschule untergebracht.

Die Bevölkerung brachte den Gefangenen Lebensmittel, ihr Benehmen war von Menschlichkeit, Gastfreundschaft und Anteilnahme gekennzeichnet. Nach ein paar Tagen wurden die Gefangenen am Dorfplatz vorbeigeführt und nach Soudena gebracht. Die drei Schwerverletzten blieben im Krankenhaus, wo Erste Hilfe geleistet wurde. Doch einige Tage später wurden die drei Verletzten von den Partisanen abgeholt und in einem Kohlenbergwerk umgebracht. Die Leichen wurden anschließend in einen Brunnenschacht geworfen. Die Kalavrytaner haben vom Schicksal der drei Deutschen erfahren und waren zutiefst betroffen. Eine Kommission brachte die Leichen in die Stadt und begrub sie auf' dem Friedhof.

Der kommandierende General des 68. Armeekorps, Helmut Felmy, hat in Äjion vom Sieg der Partisanen in Keprini erfahren und war äußerst entsetzt. Er war über das Schicksal der 78 deutschen Gefangenen besorgt und ersuchte den Bischof von Äjion, Theokliton, er möge. sich für die Freilassung der 78 Gefangenen einsetzen. Theoklitos ersuchte den Archimandriten von Alexandroupolis, Konstantinou, sich der Sache anzunehmen. Die Deutschen teilten dem Archimandriten mit, dass sie Kalavryta und die Nachbardörfer würden dem Erdboden gleichgemacht, falls die Partisanen die Gefangenen nicht freiließen.

Mach einem Tauziehen zwischen dem Archimandriten, den Partisanen und den Deutschen zeigte sich, dass die Partisanen mit der Freilassung einverstanden waren – allerdings nicht ohne Bedingung.

Im Herbst 1943 wurde vom Divisionskommandeur von Le Suire die „Sühnequote“ festgelegt: 50 bis 100 Griechen für jeden getöteten deutschen Soldaten und 10 Griechen für jeden verletzten deutschen Soldaten. Jetzt verlangen die Partisanen, die Freilassung von inhaftierten Griechen aus den KZs und zwar für jeden freizulassenden Deutschen 50 griechische Häftlinge. Die Deutschen lehnen ab, beginnen aber mit der Liquidierung mehrerer Dörfer, noch bevor sie die endgültige „„Antwort von den Partisanen erhielten. Generalmajor von Le Suire befahl am 25. November 1943 die Aktion Kalavryta.

Bei diesem „Aufklärungs- und Säuberungsunternehmen gegen die Banden im Raum Äjion-Tripia-Kalavryta, beziehungsweise Witina-Langadia-Maseika“ hatten die deutschen Truppen folgende Anweisung erhalten:
- Vernichtung der in den genannten Gebieten befindlichen Partisanen,
- Durchsuchung der Ortschaften nach Kommunisten, Waffen und Propagandamaterial und
- Such- und Vergeltungsaktion für das aufgeriebene Schober-Regiment.

Das Massaker von Kalavryta wird von einigen auf die Exekution der deutschen Kriegsgefangenen zurückgeführt. Eine solche Rechtfertigung entspricht keinesfalls den, Tatsachen. Koraninos Pyromaglou betont, dass die Exekution der 78 deutschen Gefangenen erst nach der Massentötung von Kalavryta stattfand und zwar vom 13. auf den 14.12.1943, während die Deutschen selbst zugeben, dass die 78 Gefangenen erst am 17.12.1943, d.h. 5 Tage nach der Tragödie von Kalavryta umgebracht wurden. Ilias Papasteriopoulos erklärt, dass die Deutschen die 78 Gefangenen mit Sicherheit dazu benutzt haben, ihre mörderischen Absichten zu rechtfertigen. Wie dies auch sein mag, nichts kann die Liquidierung der ganzen männlichen Bevölkerung von Kalavryta gerechtfertigen.

Am 25.11.1943 begannen die Deutschen mit dem Unternehmen Kalavryta. Am 29.11.1943 bombardierten sie das Dorf Skepaston mit 75 Bomben. 18 Leute fanden dabei den Tod. Am 6.12.1943 wurde der 68. Armeekorps von Helmut Felmy, der zu diesem Zeitpunkt, vom Kommandanten Le Suire vertreten war, in Alarmbereitschaft gesetzt.

Von Tripolis-Patras-Äjion-Korinth, kommen verschiedene deutsche Einheiten nach Kalavryta. Von Tripolis bis Kalavryta wird zerstört, ermordet und geplündert. Zahlreiche Kreuze erinnern heute auf diesem Weg an die Spuren dieses Todeskommandos.

Am 9.12.1943 kommt die deutsche Einheit von Patras an und. umstellt Vysoka. Die Wehrmachtsangehörigen nehmen 350 Männer fest und bringen sie in eine nahe gelegene Ortschaft. Die Maschinengewehre werden aufgestellt und die Stahlhelmsoldaten warten auf die Ausführung des Befehls. Die 350 Männer wurden nicht umgebracht, nur die Partisanenhäuser zerstört. Hätten die Deutschen die 350 Männer umgebracht, so kann mit Sicherheit gesagt werden, dass sie ihr abscheuliches Verbrechen in Kalavryta nicht hätten durchführen können. Die Kalavrytaner hätten von diesem Massenmord erfahren und würden Zuflucht in den Bergen finden.

Die deutsche Einheit, die von Äjion nach Kalavryta mit Tenner an der Spitze marschierte, war die gefährlichste. Tenner und seine Henkersgenossen benahmen sich bei ihrer Ankunft in den Dörfern sehr freundlich. Sie ließen sich von den gastfreundlichen Bewohnern. bedienen, sangen und tanzten gemeinsam und dann brachten sie alle um. Als die Deutschen in Keprini ankamen, wandten sie wiederum ihre alte Taktik an. Sie täuschten die Bewohner mit ihrer Höflichkeit Ihr freundliches Benehmen erwies sich als bloße Täuschung. Am 8.12.1943 wurden alle Häuser von Keprini in Brand gesteckt und anschließend 42 Dorfbewohner erschossen. Die deutschen Todeskommandos marschieren weiter.

Das Dorf Roji wird umstellt und ausgeplündert. Am Nachmittag werden die Dorfbewohner gebeten am Dorfplatz zu erscheinen, um die aus ihren Häusern gestohlenen Gegenstände zurückzuerhalten. Alle Männer werden in die Kirche „Heilige Barbara“ geführt. Die Tür wird zugesperrt und draußen warten die bewaffneten Soldaten. Als der Priester erkennt, dass sie umgebracht werden sollen, nimmt er das Evangelium in die Hände und die Männer gehen einzeln vorbei und küssen dieses. Papachristos erhebt sich und sagt zu den Deutschen: „Seid Ihr keine Christen? Habt Ihr keine Ehrfurcht vor Gott? Seid Ihr die Menschen der neuen Ordnung? Ihr seid die schrecklichsten!“

Die Männer mussten zu dritt die Kirche verlassen. Während diese armen Teufel hinausgingen, wurden sie erschossen. 63 unschuldige Menschen wurden umgebracht, die Kirche anschließend in Brand gesteckt. Nur fünf Männer konnten mit sehr viel Glück dem Tode entgehen. Nach diesem Massaker war das Dorf Sachlomo an der Reihe. Hier bringen die Deutschen 18 Männer um und werfen nachher die Leichen in den Fluss.

Eines der schrecklichsten Verbrechen der Deutschen vor der Tragödie in Kalavryta fand in Mega Spilaio statt. Mega Spilaio war ein Kloster, unweit von Agious Pantes. Am 8.12.1943 kommt eine deutsche Einheit in Mega Spilaio an. Die Mönche empfangen die deutschen Soldaten sehr freundlich und geben den Soldaten die Möglichkeit, in einem Gästehaus des Klosters auszuruhen. Die Deutschen sind ruhig und ausgesprochen höflich. Sie gehen mit den Mönchen gemeinsam spazieren und sind von der idyllischen Lage des Klosters sehr beeindruckt. Auch diesmal gehen die Deutschen wiederum nach ihrer bewährten Methode vor, um ihre mörderischen Pläne zu verwirklichen. Sie nehmen 19 Mönche fest, bringen sie um und werfen sie von einem Felsen (Höhe über 1.000 Meter) hinunter. Das Kloster wird anschließend in Brand gesteckt.

Auf dem Weg nach Kalavryta erreichen sie schließlich Souvardo und Vrachni. Beide Dörfer werden den Flammen übergeben, in Souvardo 3 Bewohner und in Vrachni 6 weitere umgebracht. Nachdem der Weg „von gefährlichen und reaktionären Elementen gesäubert wurde“, kommen mehrere deutsche Einheiten in der Früh, 9.12.1943, in Kalavryta an.


Der Anfang des Schreckens

Die organisierte Massentötung der gesamten männlichen Bevölkerung von Kalavryta wurde genau vorbereitet. Am 12. Dezember 1943 besichtigte eine Gruppe von Wehrmachtsangehörigen das Feld von Kapi in Kalavryta und zerstörte dessen Umzäunung, um genügend. Platz für die Exekution der männlichen Bevölkerung zu schaffen und anschließend kehrten die Soldaten ins Dorf zurück.

Ein deutscher Offizier ging mit einigen Soldaten zu Spiros Samatzopoulos und verbrachte dort den ganzen Abend. Den Deutschen wurde Tee mit Zwieback angeboten, denn es war draußen ziemlich kalt.

Nachdem die Familie die ungebetenen Gäste reichlich bewirtet hatte, fragte der Enkel von Samatzopoulos den deutschen Offizier, warum seine Soldaten den Zaun vom Feld zerstört hätten. Der Offizier, der Altgriechisch konnte, entschuldigte sich und befahl den Soldaten, den Zaun wiederherzustellen.

Das teuflische Spiel, das die Deutschen spielten, war kaum zu durchschauen, ihr „konkretes Verhalten“ bezweckte nur eines: Die Kalavrytaner sollten ruhig bleiben und nichts vom verbrecherischen Plan der Deutschen erfahren. Die Stadt wurde strengstens bewacht, niemand durfte sie verlassen.

Die Nachbarschaft vom 90 jährigen Spiros Samatzopoulos wusste, dass bei ihm und bei der Familie Fefe, Deutsche übernachten. Zwei Schäfer wollten auf den Berg zu ihren Tieren gehen, dies war jedoch nicht möglich. Mehrere Leute haben Samatzopoulos gebeten, er solle den deutschen Offizier ersuchen, einen Schäfer zu seinem Stall zurückgehen zu lassen. „Sehr gerne“, antwortete der Offizier, „aber bitte haben Sie Verständnis, dass er erst morgen die Stadt verlassen darf.“

Welcher Zynismus! Der nächste Tag war der geplante Tag der massenhaften Ausrottung. Der Schäfer war mit der Antwort des Offiziers nicht zufrieden und die Liebe zu seinen Tieren veranlagte ihn, nachts aus dem Dorf zu fliehen. Seine Tiere fand er nicht mehr, denn sie wurden von den Nazis geschlachtet. So war er am 13.12.1943 nicht in Kalavryta und konnte dem sicheren Tod entrinnen. Er lebt heute noch und erzählt mit Tränen in den Augen seine Odyssee.

Montag, 15. Dezember 1943 - Ein unvergesslicher Tag

Bei Tagesanbruch läuteten die Kirchenglocken. Jedes Mal wenn in Griechenland die Glocken läuten, kann man erkennen, ob sie Freude oder Trauer andeuten. Diesmal läuteten sie aber hektisch, ganz ungewöhnlich. Die Bewohner standen auf und fragten sich was geschehen sei. Die Deutschen befahlen, dass alle Dorfbewohner eine Tagesration Brot und eine Decke mitnehmen und sich vor der Schule versammeln müssen.

„Die Bewohner brauchen keine Angst haben“, sagte ein Offizier. „Wer Waffen hat, soll sie abgeben. Wir werden nur die Partisanenhäuser niederbrennen“, fügte er hinzu.

Die Angst kehrt in die Brust der Dorfbewohner wieder zurück und füllte sie aus. Stumm hörten sie zu und dachten über ihr weiteres Schicksal nach. Es wurde befohlen, dass alle Kinder unter 14 gemeinsam mit den Frauen in die Schule gehen sollten. Die Kinder über 14 blieben mit den Männern zusammen. Es ist unmöglich zu beschreiben, was nunmehr geschah. Diese gewaltsame Trennung war herzzerreißend. Männer und Frauen küssten ihre Kinder, blickten ihre verzweifelten Gesichter, weinten und gingen ein paar Schritte. Die wehklagenden Kinder wurden aus den Armen ihrer Mütter gerissen, Familien für immer getrennt, Bitten und Tränen ernteten Hohn. Frauen und Kinder wandten den Kopf, um die Männer und Väter, das letzte Mal zu sehen.

Ein Vater sagte zu seinem 14-jährigen Sohn: „Mein Sohn, Du musst jetzt zu Deiner Mutter. Es ist möglich, dass uns die Deutschen als Geisel mitnehmen oder umbringen werden. Du bist der älteste Sohn ... Von nun an bist Du der Vater der Familie.“ Dies waren die letzten Worte eines Vaters zu seinem Sohn.

Die Deutschen zeigten nun ihr wahres Gesicht: sie schrieen, schlugen und traten die zusammengepferchten Kalavrytaner nieder, ohne Rücksicht auf ihr Alter und Geschlecht. Einer unglücklichen Mutter wurden ihre zwei Kinder weggenommen. Sie konnte es nicht mehr ertragen, als sie sah, dass ihr drittes Kind auch weggeschleppt wurde. Sie schrie verzweifelt: „Ach, mein liebes Kind, sie nehmen Dich auch weg! Ich werde allein und verlassen sein, wen werde ich dann haben?“ „Hör auf Mutti“, war vom Kind zu hören. „Ich lasse Dich nicht allein. Ich komme wieder.“

In der allgemeinen Unruhe gelang es einem Kind zu seiner Mutter zu gehen. Die Bewacher verließen ihre Posten und suchten das Kind,

„Es war die Gelegenheit meines Lebens“, erzählt ein überlebender, damals 14-jährig. „Ich konnte gemeinsam mit meinem Bruder zu den Frauen gehen. Ich versteckte mich, unter dem Kleid meiner Mutter. Zweimal• haben die Deutschen die Schule durchsucht, konnten mich aber nicht finden. Ich konnte mich dadurch retten...“

250 Frauen und Kinder wurden in der Schule zusammengepfercht und saß er in einer Falle. Vor der Dorfschule waren bewaffnete Soldaten, die Tür wurde verriegelt und bewacht. Der Raum, wo die Frauen mit ihren kleinen Kindern zusammengetrieben wurden, war nur für 40 Schüler bestimmt« In der erstickenden Luft der Klasse waren jetzt über 250 Personen wie Sardinen zusammengepresst.

Die Männer verließen die Schule und wurden am Bahnhof entlang geführt. Sie schlugen in Gedanken versunken den Feldweg ein. Sie mussten mit ihren Kindern zum „Palaiopigado“ marschieren, einer Anhöhe am Rand der Stadt, etwa 10 Min. von der Dorfschule entfernt. Dort wartete auf sie der grausamste Tod. Die Frauen mit den Kindern blieben allein in der Schule, sie dachten ihre Männer und Väter würden in irgendeinem Konzentrationslager eingesperrt.

Die Massentötung von Kalavryta

Drei Generationen, Männer jeder sozialen Schicht waren auf dem Feld von Kapi versammelt. Keiner konnte ahnen, was ihm bevorstand. Wie sollten sie wissen, dass sie die satanische Fortsetzung der zahllosen Ermordungen bildeten, die bereits in anderen Orten durchgeführt wurden? Sie alle wurden heimtückisch in den geplanten Tod geführt. Von diesem Umschlagplatz aus, wo sie versammelt waren, konnte man das ganze Dorf sehen. Von hier aus sollten die Männer mit ansehen, wie ihre Häuser, die Kirchen und die Dorfschule, wo sich ihre Frauen und Kinder befanden, vom Brand vernichtet werden. Das gemeinsame Leiden die Agonie um ihr weiteres Schicksal, war in den Gesichtern dieser Männer leicht zu erkennen.

Die Zeit verfloss, jeder fragte sich, was die Deutschen eigentlich vorhätten, niemand konnte aber die quälende Frage beantworten. Was geschieht nun? Kostas Athanasiadis, Französischprofessor im Gymnasium von Kalavryta, brach das Schweigen und fragte Tenner:

„Warum haben Sie uns hierher gebracht? Werden wir umgebracht?“ „Nein“, schmunzelte Tenner zynisch. „Ich schwöre Euch auf meine militärische Ehre, dass Euch nichts geschehen wird. Da die Stadt von den Partisanen als Stützpunkt verwendet wird, werden wir die Häuser verbrennen und die Bevölkerung in eine andere Stadt bringen.“

Die Todeskandidaten beruhigten sich etwas. Der Dorfpriester (Papa Kalos) wandte sich zu seinen Kameraden und gab ihnen in dieser verzweifelten Lage die nötige Hoffnung. Die Männer mussten schweigend mit ansehen, wie ihre Häuser geplündert und die gestohlenen Gegenstände mit Autos weggebracht wurden.

Um 11 Uhr erscheint eine Militäreinheit. Die Soldaten übergeben dem Befehlshaber Tenner ein Papier. Der Direktor der Nationalbank, der Bank für Athen (Athinaiki) und ein Kassenleiter werden aufgefordert, in Begleitung von zwei deutschen Soldaten in die Stadt zu gehen. Das ganze Bankkapital wird beschlagnahmt, den Beamten die Uhr und das Hochzeitsring weggenommen.

Mit dem Glockengeläute um 12 Uhr kehren die Soldaten mit den Bankbeamten zurück. Diese erzählen ihren neugierigen Leidgenossen, was geschehen ist. In dieser Situation konnten sie nichts unternehmen, denn sie hatten Angst vor Vergeltungsmaßnahmen. Sie dachten an ihre Frauen und Kinder, die in der Schule eingesperrt waren. Sie standen den Maschinengewehren hilflos und machtlos gegenüber. Mit Entsetzen betrachteten sie das zynische Benehmen der Deutschen und mussten mit Tränen in den Augen sehen, wie ihr Dorf in Flammen stand. Die ganze Stadt ist ein riesiges Feuermeer. Die deutschen Peiniger •werden immer nervöser. Sie beobachten mit Ferngläsern die umliegenden Ortschaften. Sie befürchten einen Angriff durch die Partisanen.

Sofort werden 10 Maschinengewehre aufgestellt. Danach schreit Tenner: „Alle Gefangene sollen mit mir gemeinsam Heil Hitler rufen!“ Die Männer pressten ihre Lippen angstvoll zusammen und warteten auf ihre Hinrichtung. Die Katastrophe bricht wie der Blitz herein. Kurz nach 12 Uhr wird eine grüne Leuchtkugel abgeschossen, Tenner geht einige Meter zurück. Nach einigen Minuten folgt eine rote Leuchtkugel der Bahn der ersten. Damit wird das Signal zum Massaker gegeben. Von diesem Moment an spielen sich drei Stunden lang die schrecklichsten Szenen ab. Ein endloser Menschenschrei ist zu hören.

Die letzten Worte des Arztes Grapsas sind: „Brüder, wir sterben alle wie Griechen!“ „Brüder!“ sagte der Rechtsanwalt Georgadas: „Der Tod vieler ist gar kein Tod! Er bedeutet Leben und Unsterblichkeit! Es lebe Griechenland! Es lebe das unschuldige griechische Blut!“ Professor Athanasiadis, schwer verletzt, konnte einige Meter gehen und dann schrie er lauthals vor Tenner: „Schäm dich! Wo ist deine militärische Ehre? Ihr seid Barbaren, unehrlich, Bestien! Schweine!“

Professor Athanasiadis wurde von mehreren Kugeln getroffen, noch bevor er seine Anklage beenden konnte. Die heldenhafte Haltung der Schwerverletzten machte die faschistischen Henker nervöser. Die Maschinengewehre mussten schneller laufen, deuten Tenner mit seinen Händen ganz hektisch an. Jetzt hörte man die letzte, Zito (Es lebe!) und ein endloses Menschengeschrei. Die Helden von Kalavryta schrieen, stöhnten, und verfluchten die deutschen Barbaren. Die Maschinengewehre verbreiteten unaufhaltsam den Tod. Doch nicht genug damit. Die Lust am Töten, fester Bebtandteil der Nationalsozialistischen Vernichtungsideologie, kannte keine Grenzen. Bewaffnet mit Äxten und Pistolen verabreichten sie jedem Kalavrytaner einen „Gnadenschuss“. Nach dem Willen der deutschen Faschisten durfte dieses Blutbad niemand überleben.

Zwei Kinder gehen durch die Reihen der blutverschmierten Leichen und schreien: Der 15-jährige Nikos Alexopoulos fleht um Gnade.

„Warum bringt Ihr uns um? Ich bin ein Schüler, ich habe doch nichts angestellt, ich will weiter leben. Mein Gott steh mir bei! Pateroulimou! (deutsch: mein lieber Vater). Pateroulimou!!!“ Die Deutschen aber kannten keine Gnade, ein gezielter Kopfschuss und der 15-jährige brach tot zusammen.

Die sadistisch veranlagten faschistischen Henker zertrümmerten mit Äxten die Köpfe der niedergemähten Kalavrytaner, egal ob es sich um Tote oder Schwerverletzte handelte. Das Feld färbte sich rot, die Leichen waren kaum voneinander zu unterscheiden. Mehrere Leichen waren ohne Kopf, ohne Hände, die Gedärme ausgetreten. Die Brust war durchbohrt, der Bauch völlig durchlöchert* Manche Köpfe zeigten eine Regung, suchten neues Leben. Nach ihrem schweren Verbrechen verließen die deutschen Soldaten freudestrahlend den Tatort und ruhten sich ruhigen Gewissens aus. Hemmungslos begannen sie das Lied „Lilli Marleen“ zu singen, als ob nichts geschehen wäre.

Nach dem Verbrechen kamen sie im Kloster Heilige Lavra (Agia Lavra) an, wo sie 7 Mönche umbrachten, weil sie angeblich die Partisanen mit Lebensmitteln versorgten. Sie durchsuchten das Kloster, nahmen 21 Mönche fest und warfen alle durch die Fenster in einen tiefen Abgrund« Alle Mönche fanden dabei den Tod.

Das qualvolle Warten der Frauen in der Schule

Die Frauen und die Kinder, die in der Schule eingesperrt waren, verbrächten dort die schrecklichsten Stunden ihres Lebens. Die kleinen Kinder klammerten sich fest an ihre Mütter, weinten und schrieen. Die Lage wurde noch dramatischer, als sich die Nachricht verbreitete, dass riesige Flammen die Häuser im Dorf erfasst hatten. Die, Deutschen warfen Pulver auf die Häuser und dann wurde mit Hilfe von Flammenwerfern das Feuer rasch verbreitet.

Völlig verzweifelt drückten die Frauen die Hände, angstvoll sahen sie wie ihr Dorf vernichtet wurde. Wieso? Warum? fragten sie. Die Situation wurde noch peinigender. Eine schmerzerfüllte Stimme war zu hören: „Feuer, sie verbrennen uns!“

Eine erstickende Luft herrschte. Das Feuer verbreitete sich rasch. Die Rauchwolken drangen in den Raum, wo sich die Frauen befanden, 'Während dieser Todesstunde spielten sich die schrecklichsten Szenen ab. Die Fenster werden kaputtgeschlagen, die Frauen versuchen durch die Fenster dem Flammentod zu entgehen. Es wird verzweifelt versucht die Tür aufzusperren. Alle drängen sich vor der Tür! In dieser lebensentscheidenden Situation öffnete sich die Tür! Ob die Tür der Dorfschule von den Frauen aufgesperrt wurde, oder von einem Soldaten österreichischer bzw. deutscher Herkunft, geöffnet wurde, lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit sagen. Einige Frauen erzählen heute, dass ein Soldat mit dem Gewehrkolben die Tür zerschlug und befreite die Frauen und Kinder, die sonst verbrannt wären. Der Soldat, der in letztes? Minute die Tür des brennenden Schulhauses öffnete, wurde tags darauf auf Befehl seines Kommandanten standrechtlich erschossen.

Die Frauen stürzen ins Freie, eine ältere Frau wird zertreten und findet dabei den Tod. Die Hitlerfaschisten hatten nicht den erwünschten Erfolg Sie wollten keine Witwen und Waise, sie wollten nur tote Griechen. Die Frauen konnten aber gerettet werden.

Wo sind unsere Männer?

Nachdem die Frauen den Flammentod entrinnen kannten, suchten sie verzweifelt ihre Männer» Schreiend gingen die Frauen und die kleinen Kinder beim Bahnhof vorbei. Als sie auf der Kreuzung „Nerajda“ ankamen, durften sie nicht weitergehen. Die Soldaten verboten den Frauen den Ort des Gemetzels aufzusuchen, denn sie wollten verhindern, dass einigen Schwerverletzten Erste Hilfe geleistet wird. Darüber hinaus wollten die faschistischen Mörder Zeit gewinnen, damit sie in aller Ruhe den Ort des Gemetzels verlassen konnten. Die Frauen erhielten die Anweisung, nach Patras, Athen oder sonst wohin zu fahren.

Die Frauen sahen, wie die Deutschen den Ort des Verbrechens verließen und in ihre Autos stiegen. Jetzt quälte die Frauen nur eine Frage: Wo sind unsere Männer? Wo haben sie unsere Männer hingebracht? Die Frauen sahen auf einem Bergabhang mehrere Decken. Sie glaubten nun, dass ihre Männer dort befänden. Andere dachten, die Männer hätten die Decken dort vor Erschöpfung zurückgelassen. Die vielfältige Deckenfarbe gab den Frauen Hoffnung, sie konnten kaum ahnen, dass ihre Männer dort tot zusammenlagen.

Um 16 Uhr brach die Todesnachricht wie ein Blitz herein. Marago Ferfeli, begegnete als erste den Frauen und sagte völlig gebrochen: „Was tut Ihr da! Unsere Männer haben sie umgebracht!''

In diesen Schreckensmomenten hoffte jede Frau, dass sich ihr geliebter Mann, das Kind oder der Bruder nicht unter den Toten befände. Es dauerte aber nicht lang und die wehklagenden Frauenstimmen verbreiteten sich im ganzen Dorf. Die Frauen hatten Angst, jetzt der vollen Wahrheit zu begegnen. Man hörte von 100, 200, 500 Toten. Die Todeszahl erhöhte sich. Die Wahrheit war nicht weit entfernt, am Tatort lagen alle Männer tot, kaum voneinander zu unterscheiden.

Beim Anblick des schrecklichen Bildes fielen viele Frauen ohnmächtig um. Sie weinten und rauften sich das Haar. Die Frauen begannen jetzt ihre Toten zu suchen. Viele konnten ihre lieben Personen nicht finden, denn sie waren buchstäblich zerstückelt. Nur an ihren Kleidern konnten sie ihre Männer erkennen.

Hier liegt ein Toter auf dem Bauch, dort sind Arme und Beine wie gespaltene Verlängerungen des Körpers ausgestreckt. Einige schwerverletzte Männer stöhnten und schrieen, wollten sterben, denn sie konnten die Schmerzen nicht mehr ertragen. Väter lagen neben ihren toten Kindern, die Frauen stürzten sich auf ihre Geliebten, sie umarmten diese und wollten für immer hier bleiben.

Das Feld von Lapi war im wahrsten Sinn des Wortes mit Menschenleid und Menschenblut getränkt. Die Kinder schrieen und suchten verzweifelt ihre Väter. Eine Mutter sagt weinend zu ihrem Sohn:

„Pedakimou (deutsch: mein liebes Kind), warum bist du hierher gekommen? „Zu meinem Paterouli (deutsch: meinem lieben Vater), wollte ich, antwortete das Kind. „Pateroulimou (deutsch: mein lieber Vater !) Warum haben sie dich umgebracht?

Das war die erste Anklage eines Kindes! Warum? Es ist kaum vorzustellen, wie furchtbar es ist, einem Menschen das Haus zu verbrennen und ihn umzubringen.

Was die deutsche Soldaten am 13. Dezember 1943 in Kalavryta angerichtet haben, zerstörte bei den meisten Leuten den Rest des Glaubens, dass es unter den deutschen Okkupanten einige gäbe, die einen solchen barbarischen Akt nicht zulassen würden.

Die ersten Tage nach dem Massaker

Die leidgeprüften Frauen blieben bis Mitternacht bei ihren toten Männern. Die zerschossenen Gesichter der Ermordeten, die offenen Wunden, dieses grauenhafte Bild können die Überlebenden und die Waisenkinder niemals vergessen. Die Erde starrte vom Blut der kaltblütig niedergemähten Kalavrytaner.

Der Himmel vereinte sich in unsagbarer Traurigkeit mit der Erde. Weithin war in der Nacht der dunkelrote Schein der Brände zu sehen und tagsüber lag über der Stadt eine schwarze Rauchwolke.

Die Frauen waren so geschlagen und hoffnungslos, so eng. mit ihren Leiden verbunden, jede war so gebrochen wie die andere. Die ersten Nächte verbrachten etwa 15 Familien im Haus von Tsilardis.

Dieses Haus wurde zufällig nicht verbrannt. Andere Frauen kamen in der Turnhalle unter, dort wo sich heute das Rathaus befindet. Viele Frauen suchten unter einem Blechdach Schutz vor der Kälte«

Überall horte man die herzzerreissende Mirologia (deutsch: Worte des Schicksals) und Trauergesänge. Im überdachten Raum der Turnhalle waren 200 Frauen und Kinder. Jede Frau erwähnte den Namen ihres Mannes, sie sprach von ihm und dann folgte wieder endloses Weinen» Dann kam die Stille. Schweigsam und mit verschlossenen Gesichtern, saßen die Frauen da. Dann begannen sie ihr Klagelied zu singen, die Wehklagenden Stimmen wurden lauter:
„Beweint, Mütter die Kinder,
Frauen, die Genossen,
beweint unsere Geliebten,
die armen Männer,
Beweint Schwestern die Brüder,
die Freunde, die Nachbarn,
die Fremden, die Zugereisten und die Wanderhändler.
Sie alle wurden heimtückisch umgebracht.“

Die Kinder weinten ununterbrochen. Die Mütter versuchten die Kinder zu beruhigen, aber vergebens. Eine leidgeprüfte Mutter hatte das Brot von ihrem toten Mann mitgenommen und verteilte es$ an die vom Hunger gequälten Kinder. Sie behielt jenes Stück Brot das vom Blut ihres Mannes durchtränkt war und aß es.

Die Helden von Kalavryta werden begraben

Die Frauen, vereint in ihrem gemeinsamen Schicksal, begannen ihre Männer zu begraben. Die meisten Toten wurden in Decken eingeschlagen und zum Friedhof gebracht, der sich ca. 700 Meter vom Ort des Massakers entfernt befand. Das Transportieren der Leichen erwies sich als äußerst schwierig, viele Frauen konnten die Leichen nicht zum Friedhof tragen. Mit welcher Kraft sollten sie ihre Männer zur „letzten Ruhestätte“ bringen? Wie konnten sie die Gräber fertig stellen, da es an allen Werkzeugen mangelte? Die Frauen hatten die Gräber mit ihren bloßen Händen aufgemacht einige Gartenhacken, die im Weinberg gefunden wurden, erwiesen sich als sehr nützlich.

Die Frauen reinigten die blutverschmierten Gesichter ihrer Männer und beweinten sie mit ihren Kindern: „Pedakimou (deutsch: mein liebes Kind), komm schau deinen Vater zum letzten Mal an. Küss ihn und nimm von ihm Abschied!“ „Komm, hier liegt dein Professor“, sagt die Witwe des Ermordeten zu einem Schüler. „Komm Pedakimou, hier liegt Dein Bruder, sprich mit ihm!“

Es dauerte 40 Tage, bis alle Männer begraben wurden. Nach einigen Tagen kamen die Schäferhunde, scharrten die Leichen heraus und fraßen sie. Die Frauen begannen ihre traurige Pflicht erneut und wieder sprachen sie dabei mit ihren Toten und sangen ihre Klagelieder. Sie konnten es nicht fassen, dass ihre geliebte Personen nicht mehr am Leben waren. Einige Frauen wollten ihre Toten nochmals sehen.

Sie nahmen sie wieder heraus und „sprachen“ mit ihnen» Jede sang ihr Klagelied. Es waren vorwiegend Massengräber, viele Frauen hatten bis 6 Familienangehörige zu beklagen.

Die Frauen übernachteten auf dem Friedhof. Viele wollten ganz allein am Grabe ihren Schmerz aussprechen. Die Trauer war schwer zu ertragen, Von nun an waren alle, von der alten Frau bis zum' Baby schwarz gekleidet. Das ständige Weinen und. Wehklagen, belasteten auf die Dauer die Kinder sehr. Sie begannen nun auf ihre Art zu protestieren.

„Du weinst wieder Manoula (deutsch: liebe Mutter)? „Was soll ich tun Pedakimou (deutsch: mein liebes Kind)? „Hast du kein Mitleid mit uns? - antwortete das Kind. „Hast nur du den Vater lieb gehabt? Wenn du krank wirst Mutter, was wird dann aus uns werden?“

„Mütter hört auf zu weinen, wir können es nicht mehr ertragen“, schrieen die Kinder. Ein 15-jähriger sagt seiner Mutter: „Mein Vater ist Märtyrer, er ist ein Held. Ich bin Stolz auf meinem Vater. Helden beweint man nicht, man ehrt sie I“‘

Die Frauen verbrachten die meiste Zeit auf dem Friedhof. Man konnte sie von den Gräbern nur schwer wegbringen: „Wo warst du Mutter?“ „Wo sollte ich sein, Pedakimou?“ „Bei Deinem Vater, auf dem Friedhof !“ „Mein Vater befindet sich nicht auf dem Friedhof. Seine Seele kann nicht in einer Grube liegen. Mutter, Vater sieht Dich und ist bedrückt, weil du soviel weinst.“

Kalavryta – eine Geisterstadt

Die Stadt war nicht wieder zu erkennen. Am Ort des Massakers und im Friedhof pflanzten die Frauen mit ihren Kindern Blumen, Es dauerte nicht lang und der Ort des Gemetzels wurde in einem Blumengarten umgewandelt.

Die faschistischen Barbaren brannten neben Kalavryta noch 28 Ortschaften und Klöster nieder. Der Generalmajor von Le Suire meldete nach der Zerstörung der Stadt und der Ermordung der 1.300 Männer: „Da Unternehmen hat eine merkliche Erleichterung gebracht.“

Die Witwen- und Waisenstadt Kalavryta war jetzt eine zerschlagene Stadt, die stehen gebliebene Mauern, die leeren Fenster und kahlen Höfe vermitteln ein Bild des Schreckens und des Todes. Elend und Verzweiflung schwebt über dem ganzen Dorf, Kälte und Hunger quält die überlebenden.

Nach dem Massaker übernachteten die Frauen in den noch halbwegs bewohnten Häusern der Stadt. Tagelang hatten sie nichts zum Essen, Öl war drei Monate lang nicht vorhanden. Ein paar Frauen nahmen aus ihrer Kleidertasche die blutverschmierten Brote, die ihre Männer am Tag der Exekution mitgenommen hatten und aßen sie.

In der zerstörten, toten, in Trümmern liegenden Stadt waren nur die wehklagenden Stimmen der Überlebenden zu hören. Oft herrschte eine Todesstille. Das leiseste Geräusch, das Rieseln von Steinen erschreckte in dieser geisterhaften Szenerie. Einige Tage später, es war bereits Mitternacht und der Schlaf kam über die Frauen; da hörten sie Schritte vor dem Haus. Jemand klopfte an die Tür des Hauses. Es klopfte lauter. In diesem Augenblick erscholl hinter den erschrockenen Frauen eine laute männliche Stimme: „Wir sind Griechen, macht uns auf. Wir sind von Kertesi gekommen, um Buch zu helfen.“

Die Frauen konnten nicht glauben, dass es noch überlebende Männer gab. Keine rührte sich. Doch plötzlich stehen alle auf, gehen die Treppen hinunter und machen die Tür auf. Fünf Männer stehen ganz stumm und erschüttert vor den Frauen. Der Schweiß rinnt ihnen von der Stirn. Es folgt ein Moment der Stille. Dann beginnen alle zu weinen und zu schreien. Die Männer umarmen die Frauen, küssen diese und ihre Tränen vereinen sich mit denen der Frauen.

Niemals zuvor hatten diese Frauen Männer gesehen, die so schmerzvoll weinten. Die Nachricht vom Massaker verbreitete sich in Windeseile in ganz Griechenland« Frauen und Männer von anderen Ortschaften kamen nach Kalavryta, um der Bevölkerung beizustehen. Sie brachten Lebensmittel und Decken mit, denn den überlebenden drohte jetzt Gefahr vor Kälte und Hunger zu sterben. Die Deutschen unterbanden aber jegliche Verbindung zu Kalavryta. Nach mehreren Bemühungen gelang es doch dem Roten Kreuz eine Verbindung nach Kalavryta herzustellen.

Die Deutschen kommen wieder

Die Deutschen waren mit dem Tod von 1 300 Männer nicht zufrieden. Sie wollten jedes Lebewesen von Kalavryta vernichten. Drei Tage nach der organisierten Massentötung flogen Flugzeuge über der Stadt, photographier sie und die Wehrmachtsangehörigen wollten die überlebenden umbringen.

Zum dritten Mal kamen sie im Frühjahr 1944. Es war Karfreitag, und Kalavryta wurde erneut von der Wehrmacht besetzt. Die Bewohner, die das Massaker überlebt hatten, suchten Zuflucht in den Bergen. Die Lebensmitteln, die das Rote Kreuz für die Not leidende Bevölkerung gespendet hatte, wurden beschlagnahmt und die vorhandenen Tiere geschlachtet. Die Soldaten durchsuchten tagelang die Berge. Das Drama der Kalavrytaner setzt sich fort.

Im Juli 1945 besuchten mehrere Organisationen und Persönlichkeiten die Geisterstadt Kalavryta. Sie waren entsetzt. Ein Korrespondent von Reuter berichtete: „Kalavryta darf nicht wiederaufgebaut werden, wo sie früher war. Die Ruinen müssen als Mahnmal bleiben. Sie werden den Hass gegen die deutschen Faschisten ewig schüren!“

Die ausgebliebene Wiedergutmachung

Abgesehen davon, dass das Leid und die Not, die die Hitlerfaschisten in Griechenland verursachten, nie wieder' gutzumachen sind, erhielten die Kalavrytaner und die anderen Opfer des Faschismus in Griechenland kaum einen moralischen und finanziellen Ausgleich.

Die Bonner Regierung, die so großen Wert darauf legt, der Rechtsnachfolger des Dritten Reiches zu sein, hat bis heute die berechtigten Forderungen des griechischen Volkes über eine finanzielle Entschädigung an die ehem. KZ - Häftlinge und an die Verwandten der Opfer des deutschen Faschismus in keiner Weise erfüllt. In den 60er Jahren verlangten die Verwandten der Opfer des Nationalsozialismus einen finanziellen Ausgleich von mindestens 350 Millionen DM. Diese Forderung wurde nicht erfüllt.

Die Bundesrepublik Deutschland hat bisher einige Kriegsreparationen an Griechenland geleistet. Diese orientierten sich allerdings nach den Bedürfnissen des westdeutschen Imperialismus. So wurden einige Kriegsreparationen, in Form von Lieferung industrieller Produkte an Griechenland geleistet. Eine wesentliche Schuld an der nach wie vor offenen Frage der „Wiedergutmachung“ der BRD an Griechenland, tragen auch die jeweiligen griechischen Regierungen der Nachkriegsperiode. Kein Wunder!

Die ehemaligen griechischen Nazi - Kollaborateure sitzen in der Nachkriegszeit in wichtigen Staatsstellen, während diejenigen, die konsequent gegen die Besatzer gekämpft hatten unerbittlich verfolgt wurden. In der Zeit von 1950 bis 1974 wurde Griechenland zu einem Zuchthaus umgewandelt. Es war die „Zeit des Bürgerkriegs von Oben, mit Errichtung von KZs gegen die fortschrittlich denkenden Griechen, mit Indoktrinationen, Berufsverboten, Folterungen, Wahlfälschungen und Manipulationen jeder Art.“

„Drei große Buchstaben mit Kalk auf die Wirbelsäule von Makronisos geschrieben:
A. Verbanntenbataillon
B. Verbanntenbataillon
C. Verbanntenbataillon
Und das Meer der Ägäis war blau wie immer
sehr blau, nur blau.
Ach ja, wir sprachen einmal von einer Agäis – Poesie…“
(Jannis Ritsos, aus: Makronisiotika 1949)

„Unsere einzigen Urkunden:
drei Worte: Makronisos, Jaros, Leros.
Und wenn unsere Verse
eines Tages ungeschickt erscheinen,
denkt nur, dass sie geschrieben wurden
unter den Augen der Wächter
und mit der Lanze immer in unserer Seite.“
(Jannis Ritsos, aus: „Herakles und Wir“)

Unter diesen Bedingungen, wo die politischen Staatsträger Griechenlands die Widerstandsbewegung „als eine Verschwörung Banditentum“ bezeichneten, kommt es nicht von ungefähr, wenn die Opfer des Hitlerfaschismus völlig ignoriert wurden. Die Angehörigen ehem. Widerstandskämpfer, die in Griechenland von den Nazis erschlagen, erhängt oder umgebracht wurden, erhielten nur zögernd bis halbherzig für das zwischen 1940 und 1944 erduldete Unrecht eine finanzielle und moralische Entschädigung. Sie alle, die selbstlos gegen die faschistischen Besatzer gekämpft hatten, mussten fast 40 Jahre warten bis sie mit der Anerkennung des Nationalen Widerstandes von der PASOK-Regierung im Jahre 1982, moralisch entschädigt wurden.

Tausende Griechen, die von den Nazis verschleppt wurden und jahrelang u.a. in Auschwitz, Dachau, Mauthausen und Melk die KZ- Qualen erleiden mussten, erhielten als finanziellen Ausgleich - wenn sie überhaupt Glück hatten, denn 70.000 Opfer des Faschismus erhielten bis dato nichts - 1.000 Drachmen für jeden Monat KZ-Haft. Für diejenigen Griechen, die in Konzentrationslagern auf griechischem Gebiet eingesperrt waren, beträgt der Richtsatz für ihre Qualen 500 Drachmen für jeden Monat KZ-Haft.

Vassilis Lykos, der im Todeslager Melk dem Tod begegnet war, erhielt erst im Jahre 1974 6.000 Drachmen als Entschädigung für den in den KZs erlittenen Schmerz. Lykos war u.a. in Mauthausen, Melk und Ebensee inhaftiert.

Die menschliche Tragödie der Kalavrytaner und tausenden Widerstandskämpfer setzt sich nach der Befreiung vom Faschismus fort: „Unter uns leben noch Menschen, die an den unheilbaren Wunden des Hitlerfaschismus leiden, als Folgen der sklavenähnlichen Arbeits- und Haftbedingungen. Als körperliche und seelische Krüppel vegetieren sie, praktisch hilflos, auf andere angewiesen, kaum beachtet, dahin. Für sie alle sind die Spuren des erlittenen Schmerzes durch die Nazibrutalität keinesfalls vernarbt.“

So appellierte am 5.11.1984 Vassilis Lykos mit 10 anderen ehem. KZ- Häftlingen von Mauthausen, Melk, Ebensee und Bergen-Belsen in einem offenen Brief an den griechischen Regierungschef, Andreas Papandreou, und ersuchten ihn um ihre frühzeitige Pensionierung, da viele von ihnen Jahrelang krank seien und trotzdem arbeiten müssten, während andere wiederum arbeitsfähig, aber arbeitslos seien.

40 Jahre nach der Befreiung vom Faschismus ist die „Wiedergutmachung“ für die Ausplünderung der griechischen Volkswirtschaft durch die deutschen Faschisten und für die zahllosen Opfer nur in geringfügigen Ansätzen erfolgt.

Es ist die Pflicht der sozialistischen Regierung von Andreas Papandreou, das von den bisherigen rechtskonservativen Regierungen Versäumte nachzuholen und die ausgebliebene Wiedergutmachung der BRD an Griechenland, insbesondere an Kalavryta, mit aller Konsequenz auf die Tagesordnung zu setzen.

Schlussbemerkung

Die Kalavrytaner haben aus eigener Kraft und ohne Unterstützung der griechischen Regierungen ihre Stadt wiederaufgebaut. Jedes Jahr am 13. Dezember gedenkt die Bevölkerung von Kalavryta am Mahnmal der Opfer des Verbrechens.

An die schreckliche Massentötung erinnert heute noch die Uhr am Glockenturm der Kirche, die auf 2.33 Uhr steht, dem Zeitpunkt der Massentötung und ein 8 m hohes Kreuz. Mehrere Namen der Opfer wurden in den Stein der Gedenkstätte gemeißelt.

Die Erinnerung an das Massaker von Kalavryta, wurde vier Jahrzehnte lang in Deutschland und Österreich verdrängt und vergessen gemacht. Die offizielle Geschichtsschreibung Deutschlands und Österreichs ignorierte bisher das größte Massaker des zweiten Weltkriegs.

Vertraten bisher die bürgerlichen Historiker den Standpunkt, dass die Wehrmachtssoldaten nichts mit den Verbrechen des Hitlerfaschismus zu tun hatten, so zeigt uns die Tragödie von Kalavryta, dass die 1.300 Männer nur von regulären Wehrmachtsangehörigen, erschossen wurden.

So konnte man im offiziellen Organ des Österreichischen Kameradschaftsbundes (ÖKB) „Der Kamerad“, Nummer 10/1976 über die deutsche Wehrmacht folgendes lesen: „Tapfer haben sie gekämpft als Vorhut für ein Europa der Freiheit.“ Der zweite Weltkrieg wird vom Österreichischen Kameradschaftsbund als ein Kampf für die „Freiheit Europas“ bezeichnet. Wie diese Freiheit ausgesehen hätte, hat die deutsche Wehrmacht u.a. in Griechenland eindeutig demonstriert.

Die Kalavrytaner werden ihre Tragödie niemals vergessen. Sie vergessen auch nicht, dass sich die von der deutschen Regierung versprochene „Wiedergutmachung“ nur auf einige Spenden für die Schule beschränkte.

Vergeblich warteten die Witwen auf Ersatz ihrer verbrannten Webstühle, umsonst warten sie seit 1954(!) auch auf eine finanzielle Unterstützung für eine Molkerei, die ihnen die deutsche Botschaft versprochen hatte.

Die Gedenkstätte in Kalavryta zeigt uns, wohin Faschismus und die Respektlosigkeit vor dem menschlichen Leben führen kann. Die 1.300 Männer fielen unter den Schüssen deutscher und österreichischer Wehrmachtssoldaten! Wer als Deutscher oder Österreicher heute in Kalavryta ankommt, wird erstaunt feststellen, dass ihm keine feindliche Blicke, kein Hass und Rassismus entgegengebracht wird, sondern Gastfreundschaft und Herzlichkeit.

Die Kalavrytaner blicken auf diese Gäste nicht hinunter, wie dies beim Umgang mit „Gast“arbeitern und anderen Ausländern in Österreich und in der BRD gewöhnlich der Fall ist, sondern sie erzählen den Gästen mit Pathos ihr persönliches Schicksal. Ein Schicksals das jedem Menschen erspart bleiben sollte.

Linz, 27. Dezember 1984
Dr. Stavros Balaouras
Hafnerstraße 19
4020 Linz/Donau

Literaturverzeichnis
Balaouras, S.: Sozioökonomische und politische Probleme der Arbeitsmigration, Dissertation, Linz 1980
Balaouras, S.: Hitlers vergessene Sklaven, (unveröffentlichtes maschinenschriftliches Manuskript), Linz 1984
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Keldiris, D.: To Drama ton Kalavriton (Das Drama von Kalavryta 13.12.1943), Athen 1976
Kyriazis, G.: Erimosi tis Oikonomias, Thysies tou Laou ston kairo tis fasistikis Katochis, „Epanorthoseis.“ (Ausplünderung der Volkswirtschaft, Aufopferungen des Volkes während der faschistischen Besatzung, „Wiedergutmachung“, in: Ethniki Antistasi, Episima Keiraena -Anamniseis - Chronika - Stoicheia, Prag 1965
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Vournas, Th.: Istoria tis synchronis Elladas 1940-1945 (Geschichte des zeitgenössischen Griechenlands) Athen 1980
60 Chronia Agonon kai Thysion (60 Jahre Kämpfe und Aufopferungen), 1918-1945, Chronik der KKE, Athen 1979
Risospastis (Tageszeitung) vom 19. August und vom 4. November 1984
Thessaloniki (Tageszeitung) vom 5.11.1984
Giati (Zeitschrift - Monatliche Rundschau) Dezember 1983
Der Kamerad, Hummer 10/1976
Volksstimme vom 3. Juli und 28. August 1977

Abkürzungen
EAM: Ethniko Apelevtherotiko Metopo (Nationale Befreiungsfront)
ELAS: Ellinikos Laikos Apelevtherotikos Stratos (Griechische Volksbefreiungsarmee)
EDES: Ethnikos Dimokratikos Ellinikos Syndesnios (Nationale Republikanische Griechische Liga)
KKE: Kommunistiko Kommatis Elladas (Kommunistische Partei Griechenlands)
PASOK: Panellinio Sosialistiko Kinima (Panhellenische sozialistische Bewegung)

Themen