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Stellungnahme Turnerbund

  • Donnerstag, 6. Juli 2006 @ 09:58
Antifa Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) bezeichnet den Österreichischen Turnerbund (ÖTB) als die „mit Abstand wichtigste Organisation des Deutschnationalismus und Rechtsextremismus“ in Österreich. Der ÖTB ist nach seinem Selbstverständnis keine Sportorganisation, sondern erhebt den umfassenden „Erziehungs- und Bildungsanspruch eines nationalbewussten völkischen Vereines“ (ÖTB-Originalzitat).

Der Turnerbund beruft sich bis heute auf „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn, dessen rassistisches Gedankengut in Sätzen wie „Polen, Franzosen, Pfaffen, Junker und Juden sind Deutschlands Unglück!“ seinen Ausdruck fand. Trotzdem sind bis heute in 56 österreichischen Städten und Gemeinden Straßen nach Jahn benannt. Laut eigenen Angaben des ÖTB sind von 104 schriftlich dokumentierten Jahndenkmälern 86 erhalten, wobei allerdings viele davon auf Privatgrund stehen.

Seit dem Urteil des Landesgerichtes Wien von 1981, in welchem die Schreibweise der „Bundesturnzeitung“ als neofaschistisch bezeichnet werden konnte agiert der Turnerbund vorsichtiger, weil er unter dem Druck massiver öffentlicher Kritik fürchten muss, Mitglieder und finanzielle Förderungen zu verlieren.

Die Behauptung, er habe deutschnationalen und rechtsextremen Inhalte abgeschworen und sich zu einem normalen Sportverband gewandelt ist jedoch unzutreffend. Eine genauere Überprüfung zeigt nämlich, dass es sich hierbei eher um taktische Zugeständnisse als um eine wirkliche Änderung des Denkens der ÖTB-Führung handelt. Noch immer tritt letztere für „die Erhaltung, Pflege und Förderung des deutschen Volkstums“ ein (ÖTB-Leitsätze vom 17. November 1996).

Wie die Studien des DÖW weiters eindeutig belegen, gibt es zwischen dem Turnerbund, deutschnationalen Kräften in der FPÖ, den „schlagenden“ Burschenschaften bis hin zu offen neofaschistischen legalen wie illegalen Kleingruppen vielfältige Vernetzungen und personelle Verflechtungen.

Nach wie vor der Turnerbund von der öffentlichen Hand – beginnend vom Bund über die Länder bis zu den Gemeinden – mit Subventionen aus Steuergeldern massiv gefördert. Im besonderen Ausmaß erfolgt dies im Zusammenhang mit dem im Juli 2006 in Linz stattfindenden Bundesturnfest des ÖTB.

Die Kritik antifaschistischer Personen, Gruppen und Parteien wendet sich keineswegs gegen jene vielen Mitglieder, die dem ÖTB nur aus Gründen des Sports beigetreten sind. Solange jedoch die Funktionäre örtlicher ÖTB-Turnvereine zur Politik der ÖTB-Führung schweigen und dem Dachverband angehören, tragen sie dafür Mitverantwortung. Dass der ÖTB weiterhin mit Steuergeldern gefördert wird, steht auch im Widerspruch zum Beschluss des SPÖ-Bundesparteitages 1995, dass „alle sozialdemokratischen Funktionäre und Mandatare, auf allen Ebenen (Bund, Land, Gemeinde) jede wie immer geartete Subventionierung oder öffentliche Unterstützung des Österreichischen Turnerbundes abzulehnen“ haben.

Die KPÖ fordert daher als Ausdruck einer konsequenten Auseinandersetzung mit rechtsextremen Tendenzen die Einstellung aller Förderungen für den Turnerbund, insbesondere auch im Zusammenhang mit dem Bundesturnfest 2006 in Linz. Weiters tritt die KPÖ für die Umbenennung aller nach dem deutschtümelnden und antisemitischen „Turnvater“ Jahn als einen geistigen Vorläufer der Nazibewegung benannten Verkehrsflächen und anderen öffentlichen Einrichtungen wie Schulen etc. und für die Entfernung aller Jahn-Denkmäler von öffentlichem Grund ein.

KPÖ-Bundesausschuss 6. Juli 2006

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